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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0275
ein von Parteiideologien bestimmtes Experimentieren. Steigende Unlust der Sänger
und offene, wie versteckte Sabotage gegen die Anordnungen des Vereinsführers lähmten
die Probenarbeit. Dennoch wurde ein Konzert mit Werken von Bach und Händel
am 2. Juni 1935 zu einem großen Erfolg. Als aber die Mitglieder zu unbedingter Unterwerfung
unter die Weisungen der Partei genötigt werden sollten zog es eine große
Anzahl der Sänger vor, dem Verein den Rücken zu kehren. Dennoch gelang es bei
dem am 3. April 1938 mit einjähriger Verspätung gefeierten 100jährigen Vereinsjubiläum
unter Mitwirkung von über 200 Sängern und Musikern, das von der Stadt Waldkirch
dem Verein gestiftete Volksoratorium „Die Ewige Flamme" von Georg Böttcher
unter großem Beifall aufzuführen.

Im Jahr danach kam der totale Krieg mit der totalen Niederlage. So trostlos alles
war, so ungebrochen brach aus dem Ruin der Wille hervor, einen Wiederbeginn zu
wagen. Am 14 November 1946 fanden ich im Rathaussaal unter dem früheren Vorstand
Prof. Hermann Fischer, die noch lebenden und nicht in Gefangenschaft gehaltenen
früheren Mitglieder zu einer Gründungsversammlung zusammen mit dem Ziel,
den Verein wieder zu neuem Leben zu erwecken. In Kapellmeister Rudolf Kiesel war
ein neuer Dirigent für Chor und Orchester gefunden. Schon im Jahr darauf konnte
die „Eintracht" wieder einen Stand von 60 Sängern und 30 Musikern zählen. 1950
kehrte der Männerchor von einem Sängerfest in Staufen mit einem glänzenden Erfolg
heim. Erstmals nach den Kriegen sang er im Wettbewerb das Werk „Ossian" von Be-

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schnitt, mit der Note „Uberragend".121 An diesen großen Erfolg schlössen sich Oratorien
an. 1951 kam von Haydn „Die Schöpfung" und 1965 „Die Jahreszeiten" zur
Aufführung. Wie ein roter Faden ziehen sich Teilaufführungen dieser Werke von der
Gründung an über Jahre hin, bis unter Kiesels Stabführung, das lang ersehnte Ziel
einer Ganzaufführung möglich wurde. Konzertante Aufführungen der Opern „Un-
dine", „Der Waffenschmied", „Zar und Zimmermann", „Der Freischütz" und „Die
verkaufte Braut" reihten sich an. Das Ballett „Die Puppenfee" von Josef Bayer, die
Oratorien „Christnacht" von Joseph Haas, „Christgeburt" von Ludwig Weber, „Sta-
bat mater" von G. B. Pergolesi, „Miserere" von Otto Ernst Hasse folgten. Dabei
ging, wie sollte es anders sein, auch nicht immer alles nach Wunsch. So beispielsweise
bei der Aufführung des „Stabat Mater". Mit Agathe Oehler—Stocker sollte
Helmtrud Kraft aus Freiburg mitwirken. Aber am Morgen des Aufführungstags kam
die Nachricht, das Stadttheater habe eine Programmänderung vornehmen müssen, so
daß Kraft absagen mußte. Da war natürlich für einen kleinen Verein guter Rat teuer.
Ein hilfsbereiter Geist kannte Gabriele von Szapary, nahm Rudolf Kiesel ins Auto und
bis zum Mittag war vollwertiger Ersatz beschafft. Alles andere war dann noch Sache
des Kapellmeisters. Das Werk ging mit großem Erfolg über die Bühne. Doch nicht
allein klassische Werke kamen in der jüngeren Zeit bei der „Eintracht" zur Aufführung
. „Worhous-Life" von Peter Seeger. „Simple symphony" von Benjamin Britten
waren nicht weniger große Erfolge als beispielsweise das Konzert mit rhythmischer
Chormusik von Albert Rosenstengel, das erstmalig in der Bundesrepublik aufgeführt
wurde. Eine stolze Bilanz dessen, was auf dem Gebiet der Vokal- und Orchestermusik
von Laienkräften in der musiktraditionsreichen Stadt Waldkirch bis in die Gegenwart
erarbeitet und öffentlich dargeboten wurde. Dabei erhebt diese Aufzählung
keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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