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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0277
aber waren nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt wie der Vater. Faul und dem
Trunk ergeben führten sie das Geschäft weiter, bis sie beide, wahrscheinlich an Alkoholvergiftung
, am 26. Januar 1837 zugrunde gingen. Für die Güte der Erzeugnisse
zeugen noch heute in der näheren und weiteren Umgebung eine Anzahl völlig oder
zu einem guten Teil in ihrem Originalzustand erhaltener Martin-Orgeln.

Der Kirchenorgelbau ruhte fünfzig Jahre. Da kam Anton Kiene, ein Mann aus einer
alten Allgäuer Kirchenorgelbauerfamilie. Er ließ sich zunächst in der Nähe der Mar-
tinschen Werkstätte nieder. Fleiß und solides Können sicherten ihm in kurzer Zeit allgemeines
Ansehen und Geltung als Meister seines Faches. Dies ermöglichte ihm bald
den Erwerb eines Grundstücks, auf dem er am westlichen Stadtausgang eine neue Orgelbauanstalt
errichten konnte. Ca. 75 Orgelwerke haben seine Werkstatt verlassen.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger am Ort hatte er in seinem 1888 geborenen Sohn
Rudolf einen würdigen Nachfolger. Anton Kiene starb am 22. Januar 1908. Große Orgelbauwerke
wurden künftig nicht mehr hergestellt, hingegen etwa 20 mittelgroße,
bis Rudolf Kiene eine Zweigstelle der Orgelbauanstalt Späth in Ennebach bei Wangen
(Allgäu) übernahm und sich Reparaturarbeiten an Orgeln in der näheren Umgebung
widmete. Noch im Alter von 78 Jahren nahm er sich der großen Walker-Orgel in der
Waldkircher St. Margarethenkirche an. Am 17. November 1971 starb, ohne männliche
Nachkommen zu hinterlassen, der letzte Kirchenorgelbauer von Waldkirch.

Drehorgeln

Der Kirchenorgelbau war es indessen nicht, der die Stadt in aller Welt bekannt
machte. Ignaz Bruder, ein Maurer aus dem Harmersbachtal, dem sein Gewerbe zuwider
war und dessen Liebe dem Bau von Spieluhren galt, war der Begründer des
Waldkircher Drehorgelbaus. Er tüftelte und bastelte bis es ihm gelungen war selbst
eine solche Uhr herzustellen. Das gab ihm Mut und Auftrieb. 1806 ließ er sich im
Simonswäldertal nieder, gründete das Jahr darauf eine Familie, aus der 15 Kinder
hervorgingen und werkelte mit Geschick und Erfolg. Schon 1816 konnte er sich an
der Talstraße ein stattliches Haus mit Werkstätte bauen lassen. Da kam ihm eines
schönen Tages die einleuchtende Idee von den von ihm gebauten Spieluhren das Musikwerk
herunterzunehmen und als für sich bestehendes mechanisches Musikinstrument
in den Handel zu bringen. Der Spieluhrenbau war zur damaligen Zeit auf dem
Schwarzwald weit verbreitet und Bruder fand Gelegenheiten genug da und dort etwas
zur Verbesserung seiner noch jungen Kunst abzuspicken. Er war ein gelehriger Schüler
und da ihm hinreichend viel Söhne heranwuchsen, die er zur Erlernung des väterlichen
Berufes von Kindheit auf anhielt, kannte er keine Nachwuchssorgen. Schon
anfangs der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts war es soweit, daß die älteren Söhne auf
eigene Rechnung zu arbeiten begannen und die Geschäfte aber allen Brot und Wohlstand
brachten. Da dachte der Vater ernstlich daran, seine Werkstatt, in der er seit
einigen Jahren schon ganz respektabel große Orgeln baute, aus dem stillen Tal herauszunehmen
und sich in der Amtsstadt eine Bleibe zu schaffen, die ihm gestattete den
Umfang seines Geschäftes zu erweitern. Also zog er zusammen mit seinem Sohn
Xaver im Jahre 1834 nach Waldkirch. Ein früheres Stiftsgebäude nahm ihn auf und
da am neuen Ort noch mehr Aufträge kamen als je zuvor, erbaute Ignaz gleich

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