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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0283
Orchestrionbau

Die Dreh-, Karusell- oder Konzertorgeln, wie man sie auch nennen möchte, haben
ein Gegenstück in den Orchestrionorgeln. Beide hatten die gleichen Eltern, nämlich
die Spieluhr. Auch ihre Heimat haben sie gemeinsam, denn sie kommen vom
Schwarzwald. Und auf dem Schwarzwald hatten sie zur gleichen Zeit als in Simonswald
und Waldkirch die Drehorgeln entstanden, ihre große Verbreitung und technisch
hohe Entwicklung gefunden. Diesesmal war es ein eingeborener Waldkircher, der die
Kunst des Orchestrionbaues in Vöhrenbach erlernte und sie, als er sich darin firm
und sicher fühlte, in seiner Vaterstadt zu betreiben anfing. Es war August Weber, der
Sohn eines Waldkircher Zimmermanns, der 1883, zusammen mit seinem Bruder Hermann
, ein eigenes Unternehmen in seinem Beruf gründete. Mancher Wißbegierige
möchte gern den Unterschied erfahren, der zwischen einer Drehorgel und einem Or-
gelorchestrion besteht. Es ist schwer ihn absolut exakt zu definieren. Stellen wir also
einen Vergleich an. Und da Vergleiche, besonders wenn sie in Fachkreisen auftreten,
gewöhnlich hinken, versuchen wir das Rätsel in groben Zügen zu lösen. Wir gehen
dabei bewußt von dem Stand aus, wie er sich in jüngerer Zeit herausgebildet hat. So
entspricht die Musik einer Drehorgel in ihrer Klangfarbe in etwa einer Blasmusik,
während die des Orchestrions eher als einem Streichorchester verwandt erscheint.
Von nicht unwichtiger Bedeutung ist dabei, daß Orchestrione zumeist als Basis für
die Instrumentierung ein Klavier haben, und das selbst bei so hochentwickelten Musikwerken
, wie beispielsweise auch beim „Maesto", das zum Vollendetsten gehört,
was weltweit jemals auf dem Gebiet der mechanischen Musikerzeugnung hergestellt
wurde, zutrifft.

Früher als die Drehorgelbauer sind die Gebr. Weber von der Verwendung von Walzen
abgekommen. Sie haben nicht solange, wie diese Kartonnotenblätter hergestellt,
sondern frühzeitig, wie ihre Mitkonkurrenten auf dem Schwarzwald, sich auf Papierrollen
verlegt. Bei den Weber'schen Erzeugnissen, bei denen die Melodie überwiegend
bei den Violinen liegt, wurden Violinpfeifenregister hergestellt, die in ihrer
Klangfarbe vom Ton eines Streichinstruments kaum zu unterscheiden sind. Wie bei
Karussellorgeln, trugen auch die im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts von Weber
hergestellten Orchestrione oft prunkvolle Fassaden und darin eine oder mehrere bewegliche
Figuren. Der Geschäftsgang war erfreulich gut. Als durchaus solides Unternehmen
wurde die Orchestrionfabrik der Gebr. Weber 1906 in eine GmbH umgewandelt
, der August Weber als Geschäftsführer vorstand. Den Ersten Weltkrieg hatte das
Werk, zu einem Rüstungsbetrieb umfunktioniert, relativ gut überstanden. Nach dem
Tode von August Weber, am 14. August 1918 wurde Franz Gefmüller zum Geschäftsführer
bestellt124 Die wirtschaftlichen Krisenzeiten der 20er Jahre haben die
Gebr. Weber nicht zuletzt dank gut gehender Vertretungen im In- und Ausland, so gut
überstanden, daß keine Personaleinschränkungen notwendig wurden. Einer Hochblüte
folgte anfangs der 30er Jahre ein tiefer Sturz der 1931 zum Konkurs führte. Zu
einer Wiederbelebung dieses Zweiges der mechanischen Musikübertragung ist es bis
jetzt nicht gekommen.

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