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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0301
Der Freiburger Nagelbaum

Von

Franz Laubenberger

Ein Vorgang aus der Freiburger Lokalgeschichte mag verdeutlichen, wie in der Uberschau
eines Zeitraums von 70 Jahren, die der eine oder andere Miterlebende noch
gegenwärtig hat, zeittypische Einflüsse die Beurteilung geschichtlicher Fakten und
Ereignisse bestimmen. Das ist für den Historiker zwar eine quasi banale Erfahrung,
jedoch zuweilen nicht ohne Reiz, den wechselnden Standpunkten nachzugehen. So
war in der Wochenendausgabe der „Badischen Zeitung" Nr. 299 vom 28./29. Dezember
1985 zu lesen, daß „ein Denkmal der Kriegsnothilfe, die Hindenburgeiche, die
früher beim Schwabentor stand", im November 1985 siebzig Jahre alt geworden wäre,
hätten nicht Witterungsschäden Mitte der 30er Jahre dem Nagelbaum ein Ende bereitet
. Als weitere Informationen fand der Leser: „Dieser Nagelbaum sollte den patriotischen
Spendeneifer der Freiburger Bevölkerung anregen und neben den Kriegsanleihen
auch dem kleinen Mann die Möglichkeit geben, sein Scherflein für die
Finanzierung des Ersten Weltkrieges beizutragen. Für eine Mark konnte ein eiserner,
für drei Mark ein silberner und für zehn Mark ein goldener Nagel in den Baum geschlagen
werden". Zunehmende Verwitterungserscheinungen hätten 1931 die Stadtverwaltung
veranlaßt, den „funktionslos gewordenen Freiburger Nagelbaum" vor
dem Schwabentor zur „musealen Verwahrung" ins Augustinermuseum zu verbringen
. „Doch die Machthaber des Dritten Reiches . . . veranlaßten die Wiederaufstellung
des Baumes4\ der aber 1936 so morsch geworden war, daß er nicht einmal mehr
aufbewahrt werden konnte, weil alle „konservatorischen Bemühungen" versagten.
Und die Moral von der Geschieht: Auf eiserne Bäume als Denkmal der Kriegsnothilfe
ist zu verzichten, dazu sei gerade in der Weihnachtszeit die Assoziation an den
Symbolgehalt eines anderen Baumes durchaus gegeben.

Wie war das nun wirklich mit der Kriegsfinanzierung des kleinen Mannes mit Hilfe
des Freiburger Nagelbaumes?1

Zunächst sei festgestellt: „Die Kriegsnothilfe" war keine Aktion im Sinne von
„Kanonen statt Butter" (Hermann Göring), sondern das genaue Gegenteil: Sammelbegriff
für Einrichtungen und Tätigkeiten des Roten Kreuzes und eines örtlichen Fürsorgevereins
für Kriegshinterbliebene und Kriegsgefangene, auch „Liebesgabenkommission
" genannt. Federführend für beide war der Freiburger Ortsausschuß des
Roten Kreuzes. An diesen Ausschuß hat der damalige Freiburger Oberbürgermeister
Dr. Emil Thoma den von privater Seite an ihn herangetragenen Vorschlag weitergelei-

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