Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0323
zende, subtile Einzelforschung gezeigt, daß das von Th. Mayer entworfene Bild nicht der
Wirklichkeit entsprach, daß es den „Staat" der Herzoge von Zähringen in dieser Form nicht
gegeben hat.

Einen Höhepunkt in der wissenschaftlichen Diskussion über die Zähringer bilden die beiden
hier anzuzeigenden Bände. Sie sind die Frucht einer mehrjährigen, in Freiburg konzentrierten
Beschäftigung mit dem Herzogsgeschlecht, die vor allem das Ziel verfolgte, einer
breiten Öffentlichkeit die Ergebnisse der jüngsten Zähringerforschung bekanntzumachen. Ein
solches Unterfangen stößt heute, obwohl oder gerade weil Schul- und Kulturpolitik die Geschichte
des Mittelalters nicht gerade im Übermaß fördern, auf große Resonanz.

Schwerpunkte der Freiburger Aktivitäten waren eine Ringvorlesung im Jahre 1984, deren
Referate, vermehrt um weitere Beiträge, in Bd. 1 zusammengestellt sind, sowie die große Zähringerausstellung
des Jahres 1986, deren Katalog den Bd. 2 bildet. Der Gegenstand bereitet dabei
nicht geringe Schwierigkeiten, vor allem deshalb, weil das Zähringergeschlecht 1218 im
Mannesstamme ausstarb und sein Herrschaftsbereich — ohnehin weit zerstreut und auf die unterschiedlichsten
Rechtstitel gegründet — auseinandergerissen wurde und an mehrere Erben
kam bzw. z. T. von König Friedrich II. eingezogen wurde. Es gab also kein spätmittelalterlich-
neuzeitliches Territorium, das die Erinnerung an die Zähringer kontinuierlich bewahrt hätte.
Nun verschwinden jedoch historische Kräfte, Ideen und Institutionen nicht einfach, sondern
sie wirken weiter, in welchen Formen und Zusammenhängen auch immer, und sie werden
auch später häufig neu aufgegriffen und genutzt. Insofern macht es einen guten Sinn, wenn
der Aufsatzband den Untertitel „Eine Tradition und ihre Erforschung" trägt.

Die Beiträge sind zu einem beträchtlichen Teil Spezialfragen der zähringischen Geschichte
gewidmet. H. Ott behandelt die Burg in der Nähe Freiburgs, die dem Geschlecht den Namen
gab. Auf sie und ihren Charakter als Reichsgut bezieht er den Herzogstitel der Zähringer, ein
Problem, das an anderen Stellen des Bandes differenzierter gesehen wird. Die Archäologie
hat, wie der knappe Beitrag von G. Fingerlin zeigt, die Benutzung des Berges in frühalemannischer
Zeit nachgewiesen. Ob jedoch die Historiker bei den z. Z. noch unsicheren Befunden
von „alemannischer Höhenburg-Stadt" (S. 14) sprechen sollten, erscheint mir fraglich — da
derartige eingängige Begriffe sich zu leicht im allgemeinen Bewußtsein festsetzen.

Ein zentrales Forschungsproblem ist seit langem die Bedeutung der Zähringer für die Entstehung
des Städtewesens in ihrem Herrschaftsbereich und in Südwestdeutschland. Dabei
spielt das Stadtrecht eine wichtige Rolle, für dessen Ausbildung und Verbreitung die Gründung
des Freiburger Marktes 1120 durch Konrad, den Bruder des damaligen Herzogs Bertold
III., ebenso zum Ausgangspunkt wurde wie für die damit befaßte Forschung. Zwei Beiträge
sind zähringischen Städten gewidmet: H.Keller (Die Zähringer und die Entwicklung
Freiburgs zur Stadt, S. 17—29) analysiert die Siedlungsverhältnisse im Freiburger Bereich bis
1120, ordnet die Gründung in die Entwicklungsreihe Markt-Stadt ein und umreißt den Ausbau
Freiburgs zur voll ausgebildeten Stadt bis zum Ende der Zähringerherrschaft. B. Schwine-
köper (Die heutige Stadt Villingen — eine Gründung Herzog Bertolds V. von Zähringen
[1186—1218], S. 75—100) kann durch scharfsinnige Auswertung eines bisher fehlerhaft edierten
Anniversareintrags Herzog Bertolds V. als Gründer der Stadt Villingen sichern und damit zeigen
, daß diese Stadtgründung erst in der Spätzeit der Zähringerherrschaft gehört. Der Ertrag
dieser Studie schließt an mehrere frühere Arbeiten des Verf. an, in denen er überzogene Vorstellungen
von der Städtepolitik der Zähringer, insbesondere auch im Hinblick auf ein angenommenes
starres Grundrißschema der Zähringergründungen, einer kritischen Prüfung unterzogen
und sie korrigiert hatte. Nimmt man zu den Beiträgen von Keller und Schwineköper
noch aus dem Katalogband den Abschnitt über die Städte hinzu, dann erkennt man den hier
aufgezeigten Weg, der über Einzelstudien zu einer Gesamtdarstellung der Städtepolitik der
Zähringer, oder besser: des von ihnen beeinflußten Städtewesens, führen kann.

321


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0323