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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0328
zern als Vorort der katholischen Eidgenossenschaft vom 16. bis zum 18. Jahrhundert" (Alois
Steiner, S. 96—103). Sehr interessantes Vergleichsmaterial zur Entwicklung im Reich bietet
auch Doris Fässler zu den Landsitzen der Luzerner Führungsschicht (S. 55—70).
• „Aufbruch in die Gegenwart" (Lehrerseminar Hitzkirch) bietet zum Zeitraum von 1798 bis
1914 Grundlagenwissen zur Entstehung der neuzeitlichen Industriegesellschaft unter den besonderen
eidgenössischen Auspizien. Schweizer Geschichte des 19. Jahrhunderts ist uns vielfach
unbekannter als die des Mittelalters — hier schließt der Band Kenntnislücken.

„Sempach im Bild der Nachwelt" (Stadthaus und zum Jubiläum neu erbautes Ochsentor in
Sempach) ist der genuin schweizerische Beitrag zum Thema, der die Geschichte der Schlacht
von Sempach vor allem als Geschichte ihres Mythos (Winkelried-Legende!) bis 1986 verfolgt.
Die Ergebnisse dieser Arbeit haben wohl zu besonders heftigen Diskussionen geführt, was
eigentlich auch von „Laßt hören aus neuer Zeit" (vom Titel her schon eine Kontrafaktur zum
berühmten Sempach-Lied „Laßt hören aus alter Zeit", um 1840) gelten könnte. Diese Ausstellung
in der Zehntscheune in Sempach behandelt in aufschlußreichen Beiträgen „Gesellschaft,
Wirtschaft und Politik im Kanton Luzern seit dem Ersten Weltkrieg" (bis 1986). Die Beiträge
zur Landesverteidigung 1936—1945 (S. 29—36) und zum Ausbau des Wohlfahrtsstaates bis
1960 sind fast Beiträge zur Psychologie des Schweizertums (S. 37—42), vgl. auch „Zur Stellung
der Frau in Politik und Gesellschaft 1959—1974", S. 43—52).

Für uns am interessantesten aber dürfte die Nachwelt-Thematik sein; sie behandelt die Sem-
pach-Tradition von den frühesten Quellen (1394—1577) bis heute. „Sempach und Winkelried
im Spannungsfeld von ,nationaler Erneuerung' und »geistiger Landesverteidigung4" (Beat

• #

Suter S. 48—57), und „Die Mythenmaschine. Überlegungen zum Mythos am Beispiel eines
schweizerischen Nationalmythos" (Ruedi Graf, S. 58—72) fuhren die Sempach-Thematik auch
hinein in unsere „Nationalgeschichte" und die Geistesgeschichte des deutschsprachigen Raumes
insgesamt. Der vom historischen Berater der Ausstellung, Prof. Guy Marchai, dessen
Sempach-Buch im weiteren noch zu besprechen wäre, eingeleitete Band scheint besonders geeignet
, gewisse deutsche Vorurteile zum eidgenössischen Festwesen, wie sie etwa in einem
Beitrag der „Stuttgarter Zeitung" vom 19. April 1986 zu Sempach zum Ausdruck kamen, zurechtzurücken
.

Den Abschluß der Katalog-Reihe bildet „Renaissancemalerei in Luzern ..(im eigens zum
Jubiläum restaurierten Schloß Wyher in Ettiswil). Neben einem klaren Einfiihrungsaufsatz
über das Werden des modernen Staates Luzern von 1550 bis 1650 von Anton Gossi (S. 13—31)
liegt der Wert dieses Bandes darin, Vergleichsmaterial aus der Schweiz für die entsprechende
abendländische Kunstepoche reichhaltig in Abbildungen bereitzustellen, womit eine sicher
auch wichtige Facette aus dem historischen Prozeß sinnvoll angesprochen wird.

Abschließend kann man sagen, daß 600 Jahre nach der Schlacht die Kataloge als Dokumente
des Umgangs der Luzerner mit ihrer Geschichte im Jahre 1986 ebenfalls Geschichte geworden
sind. Eine erstaunliche geschichtliche Leistung unserer Gegenwart.

2.2. Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern, 4, 1986.

Das Jahrbuch der Historischen Gesellschaft (Bahnhofstr. 18, CH 6003 Luzern) umfaßt vor
allem die Referate des Historikertags vom 1. März 1986 im Rahmen des 600jährigen Jubiläums
.

Zentral war die Absicht, die historische Perspektive über den Luzerner auf den österreichischen
und europäischen Raum auszuweiten. Die vier vorgetragenen Referate beinhalten -
neben neuen oder neugesehenen Quellen-Arbeiten — aktuelle geistes- und sozialgeschichtliche
Aspekte, wobei vor allem die Rolle der Schlacht für die österreichische Propaganda des
15. Jh. ganz neu gesehen wird.

Es referierten: Frantisek Graus (Basel) über: Europa zur Zeit der Schlacht bei Sempach
(S. 3—14). Peter Moraw (Gießen) über: Reich, König und Eidgenossen im späten Mittelalter

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