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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0335
die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts so gut ins politische Bild paßte, hatte man sich
lange Zeit zufrieden gegeben. Auer läßt offen, ob der Bürgermeister die Auswanderungswilligen
bewußt oder unbewußt getäuscht habe. Bestechend an der Arbeit ist die ausgefeilte Form
der Darstellung.

Christel Köhle-Hezinger untersucht am Beispiel bäuerlicher Gemeinden im protestantischen
Altwürttemberg den Zusammenhang zwischen dem Wirken der pietistisch geprägten Staatskirche
und der Aufgeschlossenheit für die Industrialisierung, die im 19. Jahrhundert vorhanden
war. Mit einem Vortragsmanuskript ist der Tübinger Professor Hermann Bausinger vertreten
zum Thema „Brauchtradition — Erhaltung, Veränderung, Mitgestaltung". Anlaß war eine
Veranstaltung des Landesfrauenverbandes Württemberg-Baden 1985. Bausinger ermutigte
seine Zuhörerinnen zu einem herzhaften Umgang mit Bräuchen nach dem Grundsatz „Etwas
Gesundes muß nicht gepflegt werden". Das Wichtigste sei aktive Mitgestaltung, deren Möglichkeiten
er am Beispiel von Dorffesten zeigt. Es handelt sich hier um eine informative und
zugleich unkompliziert und klar formulierte Arbeit, die als Leitartikel plaziert wurde. Der
Freiburger Mundartdichter Karl Kurrus schreibt über Geschichte und Gegenwart der Wallfahrt
zur Pantaleonskapelle über Niederrotweil am Kaiserstuhl: Im 18 Jahrhundert wurde sie wiederbelebt
, und bis heute findet sie Zuspruch. Die Anfänge liegen im Dunkel. Edmund Weeger
setzt sich kritisch mit der Fastnachtsforschung einer Gruppe von Volkskundlern um Dietz-Rü-
diger Moser auseinander. Diese führt den Ursprung der Fastnacht ausschließlich auf das Christentum
zurück und strapaziert schriftliche Quellen und Bildzeugnisse in einer Weise, der
Weeger widersprechen will.

Im Anhang enthält das neue Volkskundebuch drei Berichte: Der wissenschaftliche Redakteur
des Badischen Wörterbuchs Gerhard W. Bauer stellt den Stand seines Unternehmens vor
und beklagt dabei, daß in der Reihe der deutschsprachigen Wörterbuchkanzleien die seine personell
am schlechtesten ausgestattet sei. Die Arbeitergruppe Volkskundliche Frauenforschung
Freiburg berichtet über eine Tagung zum Thema „Frauen in der Volkskunde", die im November
1984 in Tübingen stattgefunden hat. Lohnende neue Forschungsfelder werden angesprochen
wie das politische Verhalten von Frauen, Frauenleben auf dem Land, Frauenbilder in
der Trivialliteratur, Frauen und Kleidung oder die sozialen Bedingungen des Mutterwerdens.
Auch über eine Marburger Tagung vom Sommer 1985 zum Thema Arbeiterkultur und proletarisches
Gruppenverhalten im 19. und 20. Jahrhundert wurde von Mitgliedern der genannten
Arbeitsgruppe berichtet. — Besprechungen und Vorstellungen neuer Literatur zur Volkskunde
mit regionalen und überregionalen Inhalten und ein Autorenverzeichnis schließen das Buch ab.
Man darf es als gelungenen Start einer neuen Reihe werten dank des erfolgreichen Konzepts
der Offenheit für viele Themen und Autoren, aber auch dank des Engagements und Schwungs,
mit dem das Redaktionsteam gearbeitet hat. Die jährliche Fortsetzung ist geplant.

Renate Liessem-Breinlinger

Elztäler Sagen. Tiersagen rund um den Kandel. Überliefertes aus dem Gebirge und aus den
Tälern, gesammelt und erläutert von Willi Thoma, mit Illustrationen von Ilse Gegusch und
Horst Schätzle, Waldkircher Verlagsgesellschaft mbH, Waldkirch 1986.

Dr. Willi Thoma, engagierter Sachwalter der Literatur- und Kulturgeschichte des Elztales,
legt mit diesem Band einen ersten Teil seiner Sammlung von Sagen des Elztales vor, die Tiersagen
. Dabei handelt es sich um den Versuch, alle Sagen des Elztales zu erfassen, bevor die
Uberlieferung versiegt, und ausgewähltes Material für die Nachwelt zu sichern:« „Seit ... der
Feierabend im Bauernhof immer stärker im Zeichen des passiven Fernsehkonsums steht, sind
Sagen und Geschichten im Schwinden begriffen." (S. 4).

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