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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0343
vollziehen, wenn nicht alternative Angaben für die Statistiken vorgeführt werden; statt dessen
wird jedoch schwülstig erklärt, die „Dominanz statistisch fixierter Wirklichkeit" müsse gebrochen
werden (S. 45) oder eine Anschauung habe „eine Konzeption ethisch konnotierter
sozio-ökonomischer Prosperität zum Hintergrund" (S. 107).

Es ist nun auch nicht unbekannt, daß statistische Zahlenangaben nur selten einen Uberblick
zu den alltäglichen Daseinsbedingungen bieten und nur gelegentlich den harten Lebenskampf
deutlich werden lassen. Ist dies aber ihre ausschließliche Aufgabe? Wohl kaum. Ergänzend beschreibt
der Autor als Beispiel des sozialen Konfliktes in Freiburg den „Fleischkrieg" von
1895, als der Stadtrat in die Fleischversorgung eingriff und Fleisch billiger als die Metzger
verkaufte, um deren hohen Preise herabzudrücken.

Im zweiten Teil des Buches werden Texte und Zeitungsberichte vorgestellt, welche die Stadt
während der Zeit von Oberbürgermeister Dr. Winterer im Zeichen der Neuzeit stilisieren. Dabei
werden auch Träume, Befürchtungen und Visionen für die Zeit nach 1900 wiedergegeben.
Ausgiebig wird aus der mittlerweile in neuer Auflage wieder nachgedruckten Arbeit von Löhl
„Freiburg im Frühling 1980" veränderter Nachdruck Freiburg 1979, 2., veränderte Auflage
Freiburg 1980) zitiert. Besonders betont Hartmann die Funktion des Verkehrswesens für die
weitere Entwicklung Freiburgs zur Großstadt. Deutlich wird dies im Zusammenhang mit den
bei der Einführung der elektrischen Straßenbahn im Jahr 1901 entwickelten „hochgesteckten
Erwartungen ökonomischer, sozialer und hygienischer Natur" (S. 173). In seinen letzten Kapiteln
zur „Patina des Historischen" und über den „Ort des Theaters" führt der Autor am Beispiel
der Auftürmung der beiden Stadttore von 1901 und des neuerbauten Freiburger Stadttheaters
das „Selbstporträt" und die „Selbsteinschätzung" der Stadt vor, die sich als neues
Kulturzentrum deutscher Geschichte sehen wollte und entsprechende Repräsentationsbauten
schaffte. Beim Theaterneubau wird schlaglichtartig das Spannungsfeld zwischen modernem
Fortschritt und historischer Verkleidung offenkundig (S. 233). Leider endet der Text völlig abrupt
, so daß die Chance, kein knappes Fazit der angestellten Untersuchung oder eine zusammenfassende
Schlußbetrachtung zu bieten, vertan wird und der Leser etwas ratlos zurückbleibt
. Gerd R. Ueberschär

Alltagsnot und politischer Wiederaufbau. Zur Geschichte Freiburgs und Südbadens in den
ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Hrsg. vom Arbeitskreis Regionalgeschichte Freiburg
. Neue Reihe des Stadtarchivs Freiburg i. Br. Heft 9. Verlag Schillinger Freiburg, 1986.
112 Seiten, 24 Abbildungen.

Die Nachkriegsjahre sind vielen älteren Freiburgern noch lebhaft in Erinnerung; nicht alle
sprechen indes gerne von dieser Zeit. Es fällt ihnen nämlich nicht erst der demokratische Neubeginn
oder der wirtschaftliche Wiederaufbau ein, sondern Existenzbedrohung, Desorientierung
und Hoffnungslosigkeit. Da sich die Reihen der Zeitzeugen zu lichten beginnen und die
Emotionen sich andererseits durch den Abstand gelegt haben, ist die Zeit gekommen, die damaligen
Vorgänge aus der Sicht der Betroffenen festzuhalten. In diesem Sinn hat sich der Historiker
Heiko Haumann im Rahmen eines Seminars an der Universität Freiburg mit einer
Gruppe interessierter Studenten das Beispiel Freiburg vorgenommen: Sie haben Betroffene befragt
, Archivstudien vorgenommen und Zeitungen ausgewertet. Was im Wintersemester
1984/85 begonnen wurde, führte — da sich die Studenten von der Materie packen ließen —
zu einer gemeinschaftlich verfaßten Publikation, die nun in der „kleinen Reihe" des Freiburger
Stadtarchivs erschienen ist.

Die Publikation geht in neunzehn Einzelbeiträgen auf folgende Themen ein: Hunger und
Hamsterwesen, Währungsreform, französische Besatzungspolitik, Los der Flüchtlinge und

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