Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 49
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0051
sind die meisten genöthigt, durch unausgesetztes Arbeiten im Taglohn ihr karges Brod
zu verdienen. Nur vier Bauern haben Zugvieh und selbst dieses schlecht genug . . .
Diese Ausführungen zeigen die sehr bescheidenen Verhältnisse, in denen die Bevölkerung
von Günterstal damals gelebt hat.

Aus einer Gemeinderechnung von 182966 ist ersichtlich, wie armselig es auch um
die Gemeindefinanzen bestellt war. Das Gemeindevermögen betrug 1829 insgesamt
1757 fl (ca. 3012 Goldmark Wert 1886), bestehend aus Matten und Ackerland, sowie
Außenständen. Dem standen Schulden von 1067 fl gegenüber, so daß das Nettovermögen
690 fl (1183 GM) betrug. Die Gemeindeeinnahmen bezifferten sich auf 90 fl
(154 GM), denen Ausgaben von 180 fl gegenüberstanden. Das Defizit mußte durch
Umlagen gedeckt werden.

In den erwähnten Annales des Pfarrbuchs sind noch manche überliefernswerte Ereignisse
aus dem letzten Jahrzehnt des 18. Jhdts. aufgezeichnet. An die damaligen
Kriegszeiten erinnert ein Eintrag von 1796: Am 21. Oktober da die Franzosen siegreich
von den Kay serlichen zurückgetrieben worden, wurde ein ungarischer Husar
auf dem Rebberge todtgeschossen und von einem Kameraden in hiesigem Bann an
dem Eingang des oberen Thores gegen dem Bildstöckle mit einem Kreutze auf dem
Grabe zur Erden bestattet. Wenn hier von einem oberen Tor gesprochen wird, so muß
es auch ein unteres (oder wie in Villingen ein niederes) Tor gegeben haben, wie auf
einem Bild der Barockzeit zu sehen ist.

Sehr einschneidend war 1797 auch die Belegung des Klosters mit 156 kranken Soldaten
als Feld Filial Spital.

Im Einvernehmen von Kloster und Gemeinde sind im gleichen Jahr einige Festtage
wieder eingeführt worden.68

Im Jahre 1837 fand die erste Pfarrvisitation in Günterstal statt. Wir erfahren aus
dem Visitationsbericht eine Menge über die kirchlichen, aber insbesonders auch über
die menschlichen Verhältnisse im Günterstal des letzten Jahrhunderts. Der Pfarrer
hatte zahlreiche Fragen gegenüber dem Dekanat zu beantworten. Die Fragen sind in
den Akten nicht enthalten. Sie ergeben sich aber aus den Antworten von Pfarrer
Dörle vom 1. 6. 1837,69 also vor genau 150 Jahren, wie die wenigen ausgewählten
Beispiele zeigen: Die Schulkinder, mit Ausnahme der Elementarschüler, besuchen jeden
Tag die Kirche und begleiten wöchentlich zweimal die Hl. Messe zur Orgel mit
Gesang,

Zu einer Frage nach dem Ergebnis des Klingelbeutels bei Totenmessen wird ausgeführt
das jährliche Ergebnis des Opfers ist sehr unbedeutend, weil oft mehr Heller
und abgeschliffene Knöpfe, als halbe Kreuzer geopfert werden.

Es wird in der Regel jeden Sonntag durchs ganze Jahr nachmittags von 1 — 2 Uhr
mit den Erwachsenen und Schulkindern die christliche Lehre gehalten ... Jede Christenlehre
— Versäumnis wird dem Bürgermeisteramte schriftlich kund gemacht, und
von ihm mit 6 kr bestraft. Übrigens aber sind Versäumnisse sehr selten. Zur österlichen
Zeit beichten und gehen die Pfarrangehörigen ohne Ausnahme zum Abendmahl

nun

Es laufen alle Sonn- und Feiertage viele Pfarrkinder aus — ob in andere Kirchen
weiss ich nicht recht, aber dass es nach Freiburg geht, das weiss ich; und zwar durchgehend
nur im irdischen Interesse.

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