Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 51
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Aspekte des Eremitendaseins einzugehen. Es wäre aber wohl falsch, anzunehmen,
diese Menschen seien immer Außenseiter der Gesellschaft gewesen. So erfahren wir
aus dem Totenbuch des Klosters: 2. Januar obiit Richardus Cesar, war ein Eremit zu
St. Valentin vund zu vohr ein Kaufmann zu Freyburg, starb, anno 1692 ligt bey dem
H. creütz begraben. Requiscat in pace!

Diese Brüder hatten vor Amtsantritt einen Eid abzulegen: Der Bruoder zu ...
Sanct Veitin sollen schweren der Statt Freyburg und den Irem treue und hold zu sein
... sie hatten auch Waldfrevel zu melden vund achtung geben, daß die so in der Statt
Waiden oberkeit schüeßen oder dem Wildbret nachstellen, Inen wo müglich die Büxen
nemmen. Das waren eindeutige forstpolizeiliche Aufgaben.

Vor einen Wolf so Ehr geschossen verlangte der Bruder am 18. 1. 1693 ein Schußgeld
. Da Freiburg damals zu Frankreich gehörte, erfolgte die Anweisung in französischer
Sprache: // est ordonne au Sn Fattet Receveur de la ville de payer au frere de
St. Valentin trois Uwes six sols huit deniers pour frais de chasser.

Die St. Valentinskapelle wurde 1602 vergrößert. Die Weihe fand am 16. 11. 1605
durch den Konstanzer Weihbischof Jacobus J. Mirgel statt. Pfarrmäßig gehörte die
Kapelle zur alten Pfarrei Adelhausen.

Der Günterstäler Schreiner Anthony Wentzinger fertigte 1727 10 Kirchenstühle und
für Bildstöckle gegen St. Valentin gemacht stehet vunderhalb Sumsser Hanssen Hauß
in Gündersthal erhält der Zimmermann Hans Bea daselbst eine Zahlung. Der Sumserhof
stand am Anfang der jetzigen Valentinstraße.

Kurz vor der Aufhebung der Kapelle war das kirchliche Leben recht rege. Jeweils
am Pfingstmontag fand eine Prozession von der Pfarrei Wiehre nach St. Valentin statt.
Hierzu gab es schriftliche Einladungen an die umliegenden Pfarreien.

Nach Aufhebung von St. Valentin im Jahre 1787 ersteigerte die Stadt Freiburg im
Januar 1790 die Kapelle mit dem Bruderhaus zum Anschlag von 150 fl. Die Para-
mente und Gerätschaften waren bereits vorher mit Genehmigung des Magistrats von
der Pfarrei Wiehre processionaliter abgeholt und in deren Kirche aufgestellt worden.
Im Jahre 1793 erfolgte der Umbau der Kapelle zum Försterhaus, wobei der Chor und
große Teile der Mauern abgerissen werden mußten.

Aus einem Grundriß des Bauamtes und den Rechnungen des 18. Jhdts. läßt sich die
Kirche mit Ausstattung wie folgt rekonstruieren: Die Kapelle war im Innern 14 m
lang und 5.85 m breit. Sie hatte drei Eingänge und sieben Fenster, davon ein Doppelfenster
über dem Haupteingang. Der Maler Frantz Friedrich Pfunner renovierte 1748
den Hochaltar und Johann Brachert malte 1754 in den Chor 4 Historien (Gruppenbilder
), während F. Pfunner 1750 ein Stück Malerei an die Decke fertigte. In der Kapelle
befanden sich noch zwei kleine Seitenaltäre, eine Kanzel mit Deckel und Stiege sowie
ein Beichtstuhl. An der Brustwehr der von zwei Säulen getragenen Empore waren
drei Heilige aufgestellt. Außer den Pätronen Valentin und Fridolin gab es Statuen der
Gottesmutter mit Kind, des Hl. Benedikt und des Hl. Rochus, sowie vier Engel, von
denen Anton Xaver Hauser im Jahre 1748 zwei angefertigt hatte.

Bei der jetzt an der Außenseite des Gasthauses angebrachten Nische aus Stein mit
einem Kreuz, auf dessen Fuß zwei Vögel sitzen, ist die Jahreszahl 1602 zu erkennen.
Die Nische hatte vermutlich einen Gitterabschluß und diente zur Aufbewahrung der
Kelche. Sie stammt aus der Zeit der erwähnten Vergrößerung der Kapelle.

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