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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 54
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0056
eine Flachdecke und im Westen eine Nonnenempore.77 Das erwähnte Ölbild zeigt,
wie die Kirche mit dem anschließenden Gebäude den Nordflügel der Klosteranlage
bildete. Man erkennt den eingezogenen Chor mit Mittelfenster, der über die Front des
östlichen Flügels merklich hinausragte.

Das Nonnenkloster Friedenweiler bei Neustadt war erst seit 1571 von Zisterzienserinnen
bewohnt. Es scheidet daher für unsere Überlegungen aus.

Nützlich ist dagegen eine Betrachtung des heute noch bestehenden Baden-Lichtentaler
Zisterzienserinnenstifts Lucida Vallis, urkundlich erstmals 1243 genannt.78
Vom ursprünglichen Kirchenbau, der 1256 abgeschlossen wurde, ist wenig erhalten.
Der heutige Bau stammt aus verschiedenen Epochen. Immerhin geht das Rechteck
der Kirche auf den ersten Bau, also eine Saalkirche, zurück.79 Um 1300 wurde ein
Chor mit 5/8 Schluß errichtet, der den des Gründungsbaus ersetzte. Die anschließenden
Joche haben ein Kreuzrippengewölbe. Das Langhaus enthält einen Frauenchor
von 1470, der später verändert wird. Die „Kunstdenkmäler" führen hierzu aus: „Auf
jeden Fall war auch der Lichtentaler Gründungsbau nur einschiffig, wie es im Gegensatz
zu den Kirchen der Zisterziensermönche bei den Kirchen der weiblichen Ordensangehörigen
vorkommt, und mit Nonnenempore im Westen." Welche Form der ursprüngliche
Chorabschluß und der Westbau hatte, bleibt Vermutung.80

Auch die Kirche des Zisterzienserinnenklosters Hortus Dei in Olsberg81 (südl.
v. Kaiseraugst b. Basel) kann wichtige Hinweise geben. Die Landschaft von Olsberg
gehörte bis 1803 zu Vorderösterreich und seither zu dem neugeschaffenen Kanton
Aargau. Nach der Klostergründung von 1236 wurde bis zur Mitte des Jahrhunderts
eine Rechteckkirche errichtet, die im hinteren Teil eine vermutlich hölzerne Nonnenempore
aufwies. Im 14. Jhdt. erhielt der Bau im Osten einen dreiseitigen Abschluß.
1427 brannte die Kirche völlig aus. Der Wiederaufbau endete erst anfangs des
17. Jhdts. Um 1710 — 1715 ließ die damalige Äbtissin den hinteren Teil der Kirche mit
Dachreiter abreißen und vor dem verkürzten Schiff, entgegen zisterziensischer Tradition
, einen Turm errichten. Im Innern wurde eine neue Sängertribüne erstellt.

Was ergibt sich nun für Günterstal aus den Beispielen von Wonnental, Lichtental
und Olsberg? Alle drei Gotteshäuser sind einschiffige Saalkirchen. Die Grundform
dieser Bauten ist auch ungefähr zur gleichen Zeit mit der 1278 geweihten Kirche von
Günterstal festgelegt worden. Die Schmalheit bei mehr oder weniger großer Länge
ist allen diesen Saalkirchen gemeinsam. Sie ist bedingt durch die begrenzte Länge
der Dachbalken. So hatte die mittelalterliche Kirche von Olsberg bei einer Breite von
13.20 m eine Länge von 56 m.82 Nach der Planaufnahme von Lichtental83 ist dieser
Bau bei einer Länge von ca. 53 m und einer Breite von ca. 9.50 m noch gestreckter
gewesen. Die Gesamtlänge der Kirche von Wonnental betrug (geschätzt) ca. 30 bis
33 m, Schiffsbreite ca. 10 m, Breite des Chors 8 m mit einer Länge von ca. 10 bis
12 m.84 Nach diesem Zahlenvergleich hatte das Kloster Wonnental eindeutig die
kleinste Kirche. Von den Proportionen des Grundrisses her gesehen, dürfte es aber
die harmonischste der drei erwähnten Kirchen gewesen sein.

Unsere Beispiele Wonnental, Lichtental und Olsberg unterscheiden sich aber hinsichtlich
der Gestaltung der Chorpartie. Lichtental erhielt einen polygonalen Chor,
Olsberg ein dreiseitig gebrochenes Ostende. Beide Chorabschlüsse sind aber, wie aus
der kurzen Baubeschreibung ersichtlich, spätere Veränderungen. In Lichtental wurde

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