Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 71
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lieh auf das Niveau einer gewerblichen Mittelstadt zurück, deren politische Führung
seit der Zunftrestaurierung 1459/64 fest in den Händen der Handwerksmeister lag.9
Der Sieg der Handwerkerzünfte brachte aber keineswegs eine reibungslose Interessenkongruenz
zwischen Rat und Gemeinde mit sich. Den branchenbedingten Erwartungen
der einzelnen Zünfte stand die vordringliche Aufgabe des Rats gegenüber, das
Gemeinwohl zu fördern. Konkret konnte dies nur heißen, daß der Rat der Sanierung
der städtischen Finanzen vor den protektionistischen Forderungen der Handwerker
Vorrang geben mußte.10 Andernfalls war das wirtschaftliche Gleichgewicht, das von
Investitionsankurbelung und Anregung von Einwanderung wesentlich abhing, kaum
wiederherzustellen.

Vor diesem Hintergrund ist wohl der Entschluß des Rats im Jahre 1476 zu sehen,
den Stadtschreiber auf eine längere Untersuchungsreise durch sechzehn oberdeutsche
Städte zu entsenden. Dabei sollte er Auskünfte zu Verwaltung, Finanzen und Bürgerrecht
einholen; von gewerblichen Produktionsweisen und Hand Werksordnungen
wurde nur am Rande berichtet. Die Ergebnisse dieser Untersuchungsreise wurden
daraufhin in Rat und Gemeinde ausführlich erörtert und mündeten schließlich in eine
Neuordnung des Steuer- und Ämterwesens ein.11 Zwar setzte im folgenden Jahr
auch eine Uberprüfung der Zunftordnungen ein, die anscheinend auf Betreiben der
Handwerker selber eingeleitet wurde,12 doch ist sie über einige Ansätze nicht hinausgekommen
. Inwiefern die 1476er Reformen nun eine spürbare Wendung zum Besseren
in den städtischen Finanzen bewirkt haben, läßt sich anhand der dürftigen
Quellenlage nur unzureichend erfassen. In seinem damaligen Rechtfertigungsschreiben
an Erzherzog Sigismund, das die städtische Misere plastisch schilderte, hat der
Rat die Kapitalschuld mit 150 000 fl angegeben, die bei einem Zinsfuß von 5 % einer
jährlichen Zinsschuld von 7 500 fl entspräche.13 In der Tat ist 1479 ein Zinsausgabebuch
überliefert,14 das die Zinssumme mit 4 617 & (bei einem Umrechnungskurs
von 11 lh Schilling zu einem Gulden gleich 8 300 fl) etwas höher ansetzt. Leider
steht das Register von 1479 zwischen den Zinsbüchern von 1445/4615 und 152016
einmalig da. Eine stichhaltige Aussage aus drei weit auseinanderliegenden Verzeichnissen
ableiten zu wollen, wäre verfehlt. Immerhin beträgt die jährliche Zinssumme
während der gesamten Erhebungsperiode bis 1550 stets mehr als 4 000 S (bei zunehmender
Verschlechterung des Wechselkurses zuungunsten des Pfundes Rappenpfennige
), wobei das Jahr 1479 die Spitzenstellung einnimmt.17 Diese Zahlen müssen
allerdings zu den jährlichen Einnahmen in Relation gesetzt werden; erst 1503 liegt
aber eine vollständige Jahresrechnung vor.18 Doch gerade diese Rechnung gibt
wesentlichen Aufschluß über die Entwicklung der städtischen Finanzen seit 1476.

Schon 1484 hatte sich der Rat mit dem Problem der Schuldendeckung erneut auseinandersetzen
müssen.19 Vier Jahre später hat die Stadt ihren Zahlungsverpflichtungen
offenbar nicht vollständig nachkommen können, denn es rühren in der 1503er
Jahresrechnung Außenstände vom Jahre 1488 her, die im folgenden Jahrzehnt weiter
anschwollen und bis 1503 6 837 fl ausmachten.20 Mit weiteren Verschuldungen in
jenem Jahr wuchsen die Außenstände sogar auf 8 800 fl an, die sodann als Passiva
gegen Aktiva von 5 943 fl verrechnet wurden.21 Im laufenden Haushalt wurden sie
nicht etwa durch Kapitalaufnahme konsolidiert, sondern von Jahr zu Jahr als Sonderposten
vorgetragen.22 Dagegen muß betont werden, daß Freiburg und die breisgau-

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