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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 73
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mag die am Ende des Jahrhunderts recht hoch gebliebene Verzinsung eine reale Senkung
der Rentenverschuldung verschleiern, die durch den Kapitalbedarf für Vermögensanlagen
in Form von Gebietserwerbungen rein rechnerisch aufgewogen
wurde. In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, daß die Stadt um die
Jahrhundertwende wiederum eine rege Bautätigkeit entfaltete, die in der Vollendung
des Münsterchors (etwa 1470 bis 1513)32 sowie der Errichtung des Kornhauses
(1504)33 und des neuen Kaufhauses (1524—32)34 am Münsterplatz ihren Niederschlag
fand. Die schwierige Finanzlage ließ den Rat vor solchen kapitalintensiven
öffentlichen Bauten offenbar nicht zurückschrecken.

II

Bedarf nun das gängige Urteil über Freiburgs Finanzlage im ausgehenden 15. Jahrhundert
einer sorgfältigen Überprüfung, so treten doch die Anzeichen von Mißständen
bei der Stadtverwaltung selbst deutlicher hervor. Die Einsparungen, die die

■ *

Reformen von 1476 durch Kürzungen bei der Amterbesetzung und -besoldung hatten
erzielen können,35 erwiesen sich an der empfindlichsten Stelle der Verwaltung recht
bald als untragbar. Schon 1477 mußte nämlich die Zahl der Kaufhausherren, der
obersten Finanzbehörde, wegen anfallender Geschäfte nach der ursprünglichen Herabsetzung
von sechs auf drei wieder auf fünf aufgestockt werden.36 Überhaupt liefen
die Sparmaßnahmen einer gesicherten Ratsbesetzung zuwider, wie eine Notiz in
den Amtsbüchern für das Jahr 1479 verdeutlicht. Die Ratsmitgliedschaft zog erhebliche
Unkosten — vor allem bei aufwendigen Dienstreisen — nach sich, deren
Rückerstattung offenbar nicht voll gewährt wurde.37 Der daraus resultierende Unwille
machte sich bei der Besetzung des Bürgermeisteramtes, das laut Verfassung
stets ein Adliger zu bekleiden hatte, besonders bemerkbar. Schon vor den Reformen
mußte 1474 die Wahl Wilhelms von Lichtenfels zum Bürgermeister kassiert werden,
da dieser sich wegen angeblich unzureichender Entlohnung weigerte, das Amt anzunehmen
.38 Eine etwas kuriose Bemerkung des Stadtschreibers bei der Bürgermeisterwahl
im Jahre 1482 läßt nunmehr vermuten, daß seine Demission unvergessen geblieben
war, denn der zuerst erkorene Anonymus wurde zugunsten Kaspars von
Falkenstein wohl mit Zustimmung des Landvogts abgewählt; gleich nach dessen
Namen folgt aber in der Liste der adligen Ratsmitglieder wiederum Wilhelm von
Lichtenfels.39 Auch wenn dies als Zufall anzusehen ist, so war seine Demission
jedenfalls kein Einzelfall, wie die Bitte um Beurlaubung vom Amt durch Konrad von
Kippenheim im Jahre 1477 belegt.40 In jenen Jahren trat ohnehin eine Verschlechterung
der Beziehungen zwischen Stadt und Adel ein, deren Ursache nicht nur in der
1476 beabsichtigten Beschneidung seines Satzbürgerechts,41 sondern ebensosehr in
dem sich verschärfenden Streit um die Gerichtsbarkeit über Freiburgs bäuerliche
Ausbürger zu suchen war.42

Mit der zu beobachtenden Amtsmüdigkeit einzelner Adliger gingen oligarchische
Tendenzen unter den langjährigen zünftigen Ratsmitgliedern einher, die sich über
Jahre hinweg einen ständigen Ratssitz durch turnusmäßigen Wechsel zwischen

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