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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 76
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III

Die Reformen des Jahres 1490 hätten keine längerfristige Besserung der städtischen
Finanzen zur Folge gehabt, wenn sie nicht energische Versuche, das Grundübel der
hohen Verschuldung anzugehen, begleitet hätten. Dies hatte auch Maximilian erkannt
, der im folgenden Jahr die Ablösung von ewigen Gülten durch einen Erlaß begünstigt
hat.58 Die Maßnahmen richteten sich in erster Linie gegen die geistlichen
Körperschaften, deren zu erwartender Widerstand zu bitteren Auseinandersetzungen
mit dem Rat führte, bei welchen der König für die Stadt öffentlich Partei ergriff.59
Mag der Angriff auf klerikale Vorrechte und Immunitäten auch Rat und Gemeinde
zu einer gemeinsamen Front vereinigt haben, so sind doch vereinzelte Anzeichen dafür
nicht zu verkennen, daß die Finanzreformen von 1490 keine ungeteilte Zustimmung
bei den Zünften fanden. In den Verhörprotokollen nach Walzenmüllers Aufstand
hat zwar ein Zeuge beiläufig erwähnt, daß die großen Maße und Gewichte den
Handwerkern zugute gekommen wären,60 die Bäcker aber beschwerten sich über die
Reduzierung des Kornzolls, die ihrem Gewerbe vermeintlich geschadet habe.61 Einerseits
waren solche Gegensätze zwischen allgemeinen und besonderen Interessen
kaum zu vermeiden, andererseits stellte sich erst nachträglich heraus, daß der Rat als
Hüter des gemeinen Nutzens die vereinbarten Vorschriften zur Beaufsichtigung der
Rechnungslegung selber gar nicht eingehalten zu haben scheint. Wenigstens ist der
Wortlaut von Maximilians Anweisung an den Landvogt im September 1492 wohl in
diesem Sinne zu verstehen.62

Fest steht indes, daß mehrere Anführer der Bürgeropposition bei den Ratswahlen
von 1491 als Zunftmeister zum ersten Mal in den Rat gelangten. Damit verdrängten
sie einige altgediente Ratsherren, deren Wiederwahl im folgenden Jahr zu den öffentlichen
Gewalttaten führte, bei welchen Ende Juni Konrad Walzenmüller ums Leben
kam. Bei den neugewählten Ratsmitgliedern handelte es sich um Burkart Müller
(Schneiderzunft), Conrat Graf (Tucherzunft), Heinrich Zilling (Gerberzunft), den
Müller Dietrich Stehelin (Zimmerleutezunft), Martin Günter (Rebleutezunft) und den
Scherer Hans Strobach (Malerzunft), deren Namen im Ratsbesatzungsbuch mit
einem Strich versehen sind.63 Aus einem Vergleich mit dem Bürgerbuch geht hervor
, daß alle diese Personen erst 1491 das Bürgerrecht erwarben.64 Die Bekleidung
des Zunftmeisteramts und somit die Ratsmitgliedschaft hat seit dem frühen
15. Jahrhundert den Erwerb des in Freiburg auf die politische Führungsschicht beschränkten
Bürgerrechts vorausgesetzt.65 Obgleich keineswegs alle genannten Ratsneulinge
sich nachweisbar an den Unruhen von 1492 beteiligten, markiert wohl der
Erkennungsstrich beim Namen, daß politische Außenseiter an die Macht gekommen
waren.66 Jedoch ist ihr Erfolg bloß als letzter Schub einer seit längerem gärenden
Unmutsbewegung anzusehen, da einige Anstifter der Bürgeropposition schon vorher
im Rat gesessen hatten. An erster Stelle ist Caspar Rotenkopf zu nennen, der 1487
und 1490 Zunftmeister sowie 1488 als Zusatzrat der Schuhmacherzunft sowie 1491
als einer der drei von der Gemeinde ernannten Kaufhausherren weiterhin am Hebel
der Macht amtierte;67 dann Balthasar Seefelder, der 1490 als Zunftmeister der
Schmiede im Rat gesessen hat.68

Der namentliche Führer der Opposition, Konrad Walzenmüller, ehemaliger Vogt

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