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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 80
(PDF, 45 MB)
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waren allerdings nicht die einzigen. In den kommenden Wochen wurden außerdem
Conrad Helbling94 und Jacob Zeller,95 deren Beteiligung weniger gravierend war,
nacheinander verbannt. Trotz späterer wiederholter könglicher Fürbitten wurden sie
nur zum Teil wieder in die Stadt eingelassen.96 Deren hartem Schicksal ist allerdings
die weitaus mildere Behandlung von sieben weiteren Oppositionellen gegenüberzustellen
, die sich an Maximilian wandten. Anfang September wurde ihnen ein Schirmbrief
erteilt97 und der Landvogt mit der Untersuchung ihres Falles beauftragt.98 Gegen
diese offenbar mächtigeren Gemeindevertreter mußte der Rat, dem die Enthüllung
solcher innerstädtischer Zwistigkeiten sicherlich höchst peinlich war, daraufhin den
Prozeß einstellen.99 Die unterschiedliche Stellungnahme des Rats verdeutlicht, daß
es sich bei der Gemeindebewegung keineswegs um eine geschlossene Front von Plebejern
handelte; vielmehr setzte sich die Opposition anscheinend aus zwei heterogenen
Richtungen zusammen — den aufstrebenden politischen Außenseitern einerseits
und den kleingewerblichen Handwerkern und Gesellen andererseits —, deren Zusammenwirken
nur bedingt gemeinsame Interessen und Ziele widerspiegelte.

Dennoch zeigten sich zuletzt bei einem Zwischenfall am Fischmarkt, der sich auf
Ende September 1492 datieren läßt,100 Anklänge eines Klassenhasses zwischen Reichen
und Armen innerhalb der Freiburger Bevölkerung. Der reiche Sattler, Niclaus
Krämer,101 der im Sommer schon einmal wegen Beleidigung des 24er-Ausschusses
vom Landvogt in Schutz genommen worden war,102 stieß auf einen Haufen Oppositioneller
,103 den er abermals übel ansprach. An der Metzig, so spottete er, sei Hug
von den Stockwärtern schändlich gefangengenommen worden; jetzt müsse solchem
Unfug ein Ende gesetzt werden, indem man stracks ein Dutzend armer Gesellen
köpfe! Diese begehrten ohnehin nur das Blut der Reichen und deren Eigentum. Sogar
alle armen Handwerker mochte er hingerichtet sehen!104 Krämers Drohungen geben
jedoch einige Rätsel auf. Wer ist mit dem inhaftierten Hug gemeint? Verständlich
wäre, daß der reiche Sattler für das ebenfalls betuchte Ratsmitglied Ytelhug eingegriffen
hätte — bis auf den Umstand, daß letzterer als Parteigänger der Bürgeropposition,
deren Haß Niclaus Krämer unlängst auf sich gezogen hatte, ausgewiesen ist. Für die
Identifizierung Hugs mit dem gleichnamigen Unruhestifter, der zur Zeit der Ratswahlen
in Caspar Hasens Stube den neuen Rat verwünscht hatte,105 spräche indes die
Tatsache, daß die Gerichtsbüttel ihn wohl auf Befehl des restaurativen Rats verhaftet
hatten. Dann wäre es allerdings schwerlich einzusehen, warum Niclaus Krämer sie
dafür als „Arschlecker" beschimpft hat. Zur Erhellung des Sachverhalts sind weitere
Quellen heranzuziehen. Hierfür bieten sich in erster Linie die protokollarischen Aufzeichnungen
des Rats an, der rechtliche Maßnahmen gegen die Beteiligten einleitete.
Vor den Rat wurden sowohl Niclaus Krämer als auch 'Hans Hug Metzger' zitiert.106
Dieser hat sich dann gegen weitere Anklagepunkte öffentlich verteidigen müssen, die
über die mit seinen Widersachern bereits beigelegten Streitpunkte hinausgingen.107
Worum es bei den nichtgenannten Beschuldigungen ging, ist nicht bekannt. Die Möglichkeit
, daß es sich dabei um Ytelhug handelte, scheidet jedoch effektiv aus. Zwar
wird er 1474 in den Ratsbesatzungslisten der Deutlichkeit halber einmal als 'Hug
Metzger' bezeichnet,108 doch ist diese Bezeichnung sonst einem 'Hans Hug Metzger
' vorbehalten, der sich bei näherem Zusehen als Hans Menly — ein nachgewiesener
Oppositioneller — entpuppt.109 Diese Identifizierung reimt sich mit unseren bis-

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