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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 81
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herigen Kenntnissen viel plausibler zusammen und erklärt auch, warum der Rat ihm
nachstellte. Sie vermag allerdings nicht zu erklären, warum sich der reiche nichtoppositionelle
Sattler über dessen Verhaftung echauffierte, es sei denn, man lese die
unflätige Redensart als eine an die armen Gesellen gerichtete bewußte Provozierung,
was der Duktus der Aussage durchaus zuließe.

Aus der offenkundigen Kluft zwischen Niclaus Krämer und den armen Gesellen
voreilige Schlüsse ziehen zu wollen, wäre indes verfehlt. Bereits im Sommer hat zwar
der Landvogt in einem Schirmbrief für Krämer darauf hingewiesen, daß etwaige Versuche
, die Reichen zum gehörigen Mittragen der finanziellen Lasten zu bewegen, Gefahr
liefen, diese aus der Stadt zu vertreiben.110 Und doch hat König Maximilian
Mitte August desselben Jahres die Bemühungen des Rats, eine von ihm bewilligte
Schätzung zur Rettung der angeschlagenen städtischen Finanzen einzutreiben, ausdrücklich
bekräftigt.111 Wir haben es also mit einer Gesamtlage zu tun, in der der
Rat beiderseitigem Druck ausgesetzt war: von der Gemeindebewegung, die eine überschaubare
und verantwortliche Finanz Verwaltung unter ihrer Mitwirkung bereits
durchgesetzt hatte; und von den Reichen, die sich einer erhöhten Besteuerung erwehrten
. Von einem unüberbrückbaren prinzipiellen Gegensatz zwischen Gemeindebewegung
und restaurativem Rat kann daher nur begrenzt die Rede sein, zumal das
entsprechende Vorgehen gegen die klösterlichen fiskalischen Immunitäten allseitigen
Beifalls unter den Laien sicher sein konnte.112 Vielmehr gilt es, sich vor Augen zu
halten, daß auch nach den 1492er Ratswahlen die Ratsmitgliedschaft keine „Gleich-
Schaltung" erfuhr. Auch wenn die alte Garde das politische Ubergewicht zurückerlangt
hatte, setzten sich die einzelnen Ratsmitglieder fernerhin aus unterschiedlichen
Richtungen und Kräften zusammen, so daß die Ratspolitik stets einen Mittelkurs zu
steuern hatte. Vor diesem Hintergrund war immer erheblicher Spielraum für Intrigen,
Cliquen und Druckmittel gegeben.

V

Blickt man auf die Ereignisse des Sommers 1492 zurück, so ist offenkundig, daß sie
die Bezeichnung Aufstand' schwerlich verdienen. Einige Anhänger der Bürgeropposition
werden auf legitime Weise abgewählt; deren selbsternannter Anführer Konrad
Walzenmüller wird daraufhin unter verdächtigen Umständen ermordet; es kommt zu
Protestaktionen und verbalen Drohungen; die ärmeren Anhänger werden verfolgt, die
mächtigeren jedoch appellieren erfolgreich an den König. Der neue Rat muß sich
einer schwebenden politischen Situation anpassen. Der 24er-Ausschuß wird nicht
aufgelöst, seine Aufgaben nimmt er für weitere drei Jahre uneingeschränkt wahr, bis
1495 der Rat wegen mangelnder Vertraulichkeit der Beratungen und Beschlüsse die
Einsetzung von allen fünf Kaufhausherren durch sich selbst und den Gemeindeausschuß
zugleich fordert.113 Auch dies ist gegenüber seinem Vorhaben, die Zahl der
Kaufhausherren auf drei herabzusetzen und sie allein durch den Rat ernennen zu lassen
, ein eindeutiger Kompromiß. Der 24er-Ausschuß bleibt bis ins 16. Jahrhundert als
Verfassungsorgan de facto weiterhin bestehen.114

Fragt man nach der Zusammensetzung der Oppositionellen, so sind über die Gewerf
tlisten allein die Handwerksmeister zu ermitteln; die Rolle der Gesellen und

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