Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 96
(PDF, 45 MB)
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Scheuerbrandt verzichtete darauf, seine Ergebnisse zu analysieren. Sein Text ist
eine Zusammenfassung der bekannten Literatur über das Thema und enthält nichts
neues. Seine Karten sind sehr hilfreich, aber sie erlauben keine Analyse der unterschiedlichen
Arten der Auswanderung, weil sie zu viele Auswanderungsstufen bezeichnen
. Er trennt z.B. alle Gemeinden mit weniger als 10 Auswanderungsfallen in
drei Stufen. Dies ist eigentlich unnötig, weil die Unterschiede über mehr als 100 Jahre
betrachtet unbedeutend sind und die Karten etwas verwirrend machen. Dennoch sind
Scheuerbrandts Karten sehr wichtig, weil sie zeigen, welche Möglichkeiten es gibt,
die Informationen der verschiedenen Auswanderungslisten zusammenzustellen und
wie man sie quantitativ analysieren könnte, um mehrere dunkle Aspekte der Auswanderung
zu erhellen.

Hacker benutzte mehrere Quellen, z. B. Kirchenbücher in Ungarn und die Heiratsbücher
in Ulm, aber meistens waren seine Listen die Ergebnisse seiner Forschung
in den einzelnen Gemeindeprotokollen des 18. Jahrhunderts. Bevor sie auswandern
durften, mußten die Einwohner ihre Absicht bei der Gemeinde anmelden, um Erlaubnis
hierfür zu erhalten und verschiedene Gebühren zu bezahlen. Die Beamten
trugen dann diese Anmeldungen in ihre Amtsbücher ein. Für Baden liegen diese
Bücher jetzt im Generallandesarchiv in Karlsruhe vor. Hackers Listen sind alphabetisch
nach Familiennamen eingeordnet. Deshalb ist es nötig, sie umzuarbeiten, damit
man eine quantitative Analyse anfangen kann, etwas worauf Hacker selbst verzichtete
. Sein Band über Baden und den Breisgau,4 die Hauptquelle dieser Arbeit, enthält
einen wichtigen Text über die Auswanderung, aber er basiert nur auf einigen einzelnen
Beispielen seiner Listen und anderer Quellen.

Obgleich Hacker wahrscheinlich fast alle Auswanderungsfalle fand, die in den Archiven
zu finden waren, gibt es immer noch das Problem der Schwarzauswanderungen
. Wieviele das waren, ist umstritten und wird sich nie feststellen lassen, aber man
soll ihre Zahl nicht überschätzen: Es war nicht leicht, schwarz auszuwandern, da die
Behörden wachsam waren. Wenn man Eigentum besaß, wäre es schwierig gewesen,
es zu veräußern, ohne daß die Behörden dies merkten. Hackers Listen bieten genügend
Fallmaterial, um manche Rückschlüsse daraus zu ziehen und viel exakter als
früher die Struktur der Auswanderung illustrieren und analysieren zu können. Da die
Zahlen nicht vollständig sind, betone ich in dieser Arbeit nicht die gesamte Zahl der
Auswanderer aus Südbaden, sondern die Verhältnisse (z. B. zwischen Anerbernrecht-
und Realteilungsgebieten), die durch eine Analyse der vorliegenden Fälle festzustellen
sind. Die Problematik der Schwarzauswanderung und andere Faktoren — in manchen
Fällen beispielsweise wanderten die Untertanen nach ihrer Anmeldung doch
nicht aus, oder sie änderten ihre Zielrichtungen — führen zwangsläufig dazu, daß das
Ergebnis ungenau sein wird. In dieser Arbeit wurden Hackers Listen ziemlich genau
bearbeitet und illustriert. Wegen der schon erwähnten Probleme wird nicht behauptet
, daß die Ergebnisse vollständig seien. Sie reflektieren lediglich die verfügbaren
Quellen, welche in ausreichendem Umfang Auswanderungsfalle darstellen, um für
den Untersuchungsraum eine entsprechende Relevanz für verallgemeinernde Rückschlüsse
zu erhalten.

Außer den Auswanderungslisten gibt es viele andere Quellen, die für diese Arbeit
in Frage kommen. Die Volkszählung des Großherzogtums Baden von 1809 ist die frü-

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