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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 97
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heste, die den ganzen Untersuchungsraum erfaßt; sie ist als genauer anerkannt, als
die verschiedenen Volkszählungen des 18. Jahrhunderts.5 Da sie nur sechs Jahre
nach dem Ende des Untersuchungsraums durchgeführt wurde (1688—1803), ist aus
ihr gut eine Auswanderungsziffer (Fälle 1683—1803 pro Einwohnerzahl 1809) zu errechnen
. Auch kann man sich auf Marktpreise stützen, die im Stadtarchiv Freiburg
liegen. In dieser Arbeit wurden diese und andere Quellen in den einzelnen Orten benutzt
. Chronologisch bilden hier die Jahre 1683—1803 den Untersuchungsraum. Sie
passen zu den von Hacker untersuchten Jahren. Der geographische Arbeits räum ist
das Gebiet der heutigen Kreise Lörrach, Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen
. Sie schließen den größeren Teil der älteren Gebiete Vorderösterreichs ein, sowohl
den südlichen und fast den gesamten mittleren Teil Baden-Durlachs, die fünf
Gemeinden des Hochstifts Basel, die heute im Kreis Lörrach liegen, und den westlichen
Teil der Landgrafschaft Baar. Aus diesem Gebiet stehen in Hackers Listen 3.737
Fälle (nicht Personen), die während dieser Zeit auswanderten. Vier Gemeinden innerhalb
dieses Gebietes werden intensiver untersucht und dienen als Beispiele für die
Situation des größeren Raumes. Diese sind Hinterzarten, Emmendingen, Lörrach
und St. Peter.

Aufgrund der Quellen und der Sekundärliteratur sollen im folgenden die sozialen
und ökonomischen Verhältnisse Südbadens untersucht und dargestellt werden. Das
Auswanderungsphänomen war nämlich u. E. Ergebnis von Änderungen der Gesellschaft
Südbadens während der Frühneuzeit. Ein stets wachsender Druck der Bevölkerung
, nur unterbrochen von den entvölkernden Kriegsergebnissen des 17. Jahrhunderts
, war die wichtigste langfristige Ursache der Auswanderung. Klimatische und
ökonomische Entwicklungen werden oft in der Literatur als Gründe der Auswanderung
vermutet. Aber die allgemeinen Klimaverhältnisse verbesserten sich eigentlich
im 18. Jahrhundert. Dies erlaubte eine Hebung der Lage der meisten in der Landwirtschaft
tätigen Einwohner. Steigerung der Bevölkerungszahl war die Folge. Auswanderungswellen
kommen gewiß in Kriesenjahren (z.B. 1770/71) vor, aber sie betreffen
nicht die Mehrheit, sondern eine Minderheit der Auswanderungsfälle. Darüber hinaus
handelte es sich weitgehend um diejenigen Schichten der Bevölkerung, die wenig
fähig waren, Katastophen heil zu überleben.

Es gab Gebiete in Europa, die ähnliche Zustäde erlebten (z. B. Flandern), wo aber
weniger Auswanderungen stattfanden. Ein entscheidender Faktor in solchen Fällen
scheint die Werbung der Zielländer gewesen zu sein. Diese spielte sicher eine wichtige
Rolle auch bei der Auswanderung aus Südbaden. Aber da sie mehr über die Zielländer
als über das Herkunftsgebiet aussagt, steht sie etwas im Hintergrund dieser
Arbeit. Schließlich war die Auswanderungspolitik des Herkunftslandes wichtig. Die
badischen Regierungen betätigten sich aber meistens als eine Bremse der Auswanderung
. Die Religion spielte als Auswanderungsursache nie eine wichtige Rolle in
Südbaden. Die Schrecken der Kriege verloren schließlich ab 1714 an Bedeutung für
die Auswanderung.

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