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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 111
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0113
Neben den schon erwähnten katastrophalen Mißernten von 1708/09 und 1770/71
gab es zwischen den ergiebigen Jahren viele andere harte Jahre und Mißernten, normalerweise
durch schlechte Witterung entstanden.51 Die schlimmsten Jahre waren
1688/89, 1708/09, 1712, 1713, 1740, 1770/71, 1783, 1785 und 1788/89, während 1695,
1714 — 23, 1725, 1727 — 38, 1781, 1782 und 1798 gute Jahre waren. Also gab es in der
Mitte des Untersuchungsraums mehr als ein halbes Jahrhundert (1714 bis 1768), das
relativ selten von Mißernten geplagt wurde, was auch nach 1789 der Fall war.

Ein Blick in die damaligen Preisverhältnisse erläutert auch viel vom landwirtschaftlichen
Zustand Südbadens. Das 18. Jahrhundert war eine Zeit steigender Preise
in ganz Europa. Bis um 1740, als sich die Bevölkerungszahl ungefähr wieder an die
des Jahres 1620 angeglichen hatte, war Deutschland mit dem Wiederaufbau nach den
Kriegen des 17. Jahrhunderts beschäftigt. Es gab wenig Geld im Land und im allgemeinen
niedrige Preise. Erst 1740 fing die Preissteigerung an (etwas später als z. B.
in Frankreich), vielleicht weil die französische Besetzung im österreichischen Erbfolgekrieg
wieder Geld ins Land brachte.52 Die Preisgeschichte Südbadens stellt nur
einen Teil einer größeren, regionalen Agrarkonjunktur dar, welche auch Frankreich
(besonders Elsaß) und die nordwestliche Schweiz umfaßt.53 Ein Vergleich der Preiskurve
im badischen Oberland und in Vörderösterreich läßt eine relativ geringe Abweichung
(auf lokale Zustände basierend) untereinander und der regionalen Konjunktur
feststellen. Von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis in das 18. Jahrhundert
dominierte Basel den Wein- und Getreidemarkt des badischen Oberlands, aber nicht
im 18. Jahrhundert den von Vörderösterreich. Nach 1648 fand eine lange, schwere
Preisdepression statt, die von Inflationen in den großen Krisenjahren 1649 — 51,
1661/62, 1693/94, 1698/99, 1709 und 1712/13 und einem Aufschwung 1674 — 81 unterbrochen
war. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts fand sich das badische Oberland
praktisch in einem Kolonialverhältnis zu seinem Marktort, dem kapital starken
Basel. Wein war das wesentliche Überschußprodukt, das zu kommerziellen Zwecken
produziert wurde, und der einzige Weinmarkt war Basel. Die Bauern und Tagelöhner
waren hoch verschuldet, und ihre Gläubiger in Basel waren so stark, daß sie jeden
Versuch des badischen Markgrafen, zugunsten seiner Untertanen in dem freien Markt
zu intervenieren, mit Erfolg durch Boykottierung, künstliche Preisdepressionen und
andere Mittel parieren konnten. Der katastrophale Winter von 1708/09, der nach mehreren
Kriegsjahren folgte, verwüstete die oberbadische Wirtschaft so sehr, daß sie
Jahrzehnte brauchte, um sich zu erholen. Die Ernte von 1709 war so gering, daß zum
ersten Mal in der dreihundertjährigen Geschichte des Weinschlags, keine Preiseinigung
mit Basel zustande kam. Die Schulden stiegen, und viele Ausschließungen folgten
. Eine lange Reihe von überwiegend guten Ernten zwischen 1718 und 1738 ermöglichte
eine langsame Erholung. Bis zur Mitte der 1730er Jahre waren die Schulden
gesunken und ein ökonomischer Aufschwung begann. Von der Steigerung des Holzverbrauchs
konnten die Waldorte, die ebenfalls 1708/09 schlimm getroffen worden
waren, profitieren. Um 1750 waren die Gemeinden größtenteils entschuldet. In den
1740er und 1750er Jahren gäbe es hohe Schwankungen in den Wein- und Roggenpreisen
im Oberland (siehe Abbildungen 4 und 5).54

Ab 1764 fing ein stetiger Aufstieg des Weinpreises an, der bis zum Ende des Jahrhunderts
ging und 1770/71, 1786, 1789, 1793 und 1795 — 97 von scharfen Teuerungen

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