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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 123
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schlimmsten Schrecken des Krieges außerhalb der Gemeinde. Aus diesen Gründen
wanderten verhältnismäßig wenige Leute aus Hinterzarten aus.

VII b

Die nächste Untersuchungsgemeinde ist Emmendingen. Es liegt an der Elz an
der Grenze zwischen der Rheinebene und der Vorbergzone. Dort war der Verwaltungssitz
des alten Baden-Durlachischen Oberamts Hochberg. Emmendingen war damals
überwiegend protestantisch (91 bis 95 %).88 Es gibt etwas Literatur über Emmendingen
selbst,89 dazu die schon zitierte Arbeit von Albrecht Strobel über
Hochberg, die auch viel über diesen Ort bringt.90

Die Struktur der Emmendinger Auswanderung ist nach Hackers Listen und nach
den Ratsprotokollen der Stadt Emmendingen (jetzt im Stadtarchiv) festzustellen.91
Mindestens 22 Fälle (55 %) wanderten nach Ungarn aus, fünf nach Galizien, vier
nach Siebenbürgen, einer nach Frankreich, einer nach Rußland, einer nach Preußen,
sechs Zielländer sind unbekannt. 1791 fand die größte Auswanderung statt (sieben
Fälle) und dann 1749 (vier Fälle). Sonst gab es in einem Jahr nie mehr als zwei Fälle
— was gegen eine Gruppenauswanderung spricht. Eine Rückwanderungszahl (1790
von Ungarn) ist bekannt. Die hohe Zahl im folgenden Jahr ist vielleicht durch Werbung
zu erklären, die aufgrund der Erlebnisse der Auswanderer sich entwickelte. Außer
der bekannten Siebenbürgen-Auswanderung von 1749/50, woran zwei bis drei
Emmendinger beteiligt waren, und der von Josef II. geförderten Galizienauswande-
rung (1782 — 85) mit fünf Fällen, wanderten die Emmendinger fast ausschließlich
nach Ungarn aus. Mindestens zwei wanderten 1791/92 nach Franzfeld im Banat (damals
Südungarn, heute Jugoslawien etwas nördlich von Belgrad) aus. Die Franzfelder
Siedlung war ausgezeichnet organisiert und warb in starkem Maße in Baden für die
Auswanderung.92 Wichtig zu bemerken ist, daß es nur einen Fall (drei Personen)
vor 1749 (im Jahr 1690) gibt. Darüber hinaus gab es eine hohe Zahl von Einzelwanderern
, was oft für eine Charakteristik der Auswanderung speziell im 19. und
20. Jahrhundert gehalten wird. Obwohl es sich um eine Mindestzahl handelt, erscheint
die Zahl von 64 Personen ziemlich niedrig für 40 Auswanderungsfälle zu sein.
Sechs Leute wanderten aus, um jemanden aus einer anderen Gemeinde zu heiraten
.93

Von den 14 bekannten Berufen der Auswanderer waren neun Handwerker. Denn die
Lage der Handwerker war im 18. Jahrhundert in Emmendingen im allgemeinen
schlecht. Viele mußten zusätzlich „grobe Bauernarbeit" verrichten, um zu überleben
.94 Mindestens ein Auswanderer war in dieser Lage.

Die demographische Geschichte Emmendingens während dieser Zeit war ganz anders
als die Hinterzartens. Im frühen 17. Jahrhundert nahm die Bevölkerungszahl Emmendingens
zu.95 Da die Stadt Emmendingen in der Rheinebene lag, erfuhr sie dafür
die schlimmeren Kriegsereignisse jener Zeit. Die Zahl der Männer sank von 110
im Jahr 1627 auf 48 im Jahr 1653. Es waren 1653/54 nur acht Bürger aus den Jahren
1624/25 übrig. Ferner gab es neun einheimische Neubürger, fünfzehn fremde Neubürger
und sieben fremde Hintersaßen — d. h. mehr Einwanderer als sonst.96 Emmendingen
wurde praktisch zum kleinen Dorf. Die Einwanderung (vor allem aus der

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