Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 126
(PDF, 45 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0128
Hauptsächlich wurden als Wintergetreide Roggen und Weizen angebaut, dann Gerste
und Hafer. Der Gemüseanbau war wichtig, aber die Kartoffel spielte bis zum
19. Jahrhundert keine Rolle. Der Weinanbau diente nur dem Eigenbedarf.107 Im
18. Jahrhundert fanden zunehmend Waldrodungen statt, um die Nutzfläche zu vergrößern
. Die Allmende und auch Brachfelder fielen dieser Intensivierung der Bodennutzung
zum Opfer. Im 16. Jahrhundert hatte es auch intensive Bodennützung gegeben,
aber mit der Entvölkerung im 17. Jahrhundert war das nicht mehr nötig. Im Jahr 1699
hatte der Stand der landwirtschaftlichen Nutzfläche den von 1620 immer noch nicht
erreicht. Erst nach dem Ende des spanischen Erbfolgekrieges konnte eine rasche Rekultivierung
der wüsten Fluren beginnen.108 Andere wirtschaftliche Tätigkeiten in
Emmendingen waren der Hanfanbau und einige Kleinindustrie. Zwischen 1770 und
1780 gab es eine Papiermühle und Bleichen, sowohl wie Leinwand- und Baumwollmanufaktur
. 109

Emmendingen war also ein Ort, der im 17. und 18. Jahrhundert wesentliche demographische
Veränderungen erfuhr, die auch wirtschaftliche Veränderungen verursachten
. Der Dreißigjährige Krieg entvölkerte die Gemeinde und hinterließ die Landschaft
verwüstet. Die Schweizer Einwanderung im späten 17. Jahrhundert und ein
hoher Geburtenüberschuß im 18. Jahrhundert ermöglichten die Wiederbevölkerung.
Das Realteilungserbrecht war zunächst ein Vorteil für diese Wiederbevölkerung, weil
möglichst viele Gutbesitzer gebraucht wurden. Aber in der Mitte des 18. Jahrhunderts
gab es schon fortgeschrittene Güterzersplitterung, in deren Folge der Bevölkerungsdruck
auf das Land immer mehr wuchs, ebenso wie dies im 16. und im frühen
17. Jahrhundert schon begonnen hatte. Dieser Druck wurde teilweise durch intensivere
Bodennutzung gemildert. Wegen dieser extremen Güterzersplitterung war die
Lage im allgemeinen schlecht. Viele Bauern konnten ihre Familien auf so kleinen
Grundstücken nicht ernähren und mußten auch als Tagelöhner oder Handwerker
arbeiten. Den Handwerkern ging es auch nicht viel besser, denn manche von ihnen
arbeiteten auf dem Land.

Mit diesem Bevölkerungsdruck war eine relativ hohe Auswanderung verbunden.
Noch ein Faktor für die Auswanderung war Emmendingens Rang als leibfreier Ort,
wohin Leute aus leibeigenen Gemeinden ziehen konnten, mit der Hoffnung, daß sie
später als Leibfreie ganz aus dem Land ziehen könnten. Auch wegen der Beschränkung
der Eheerlaubnis wanderten manche Ehepaare aus. Emmendingen stand ferner
in der Mitte des Jahrhunderts unter dem Einfluß der Werbung der Zielländer, besonders
Siebenbürgens, daneben Galiziens von 1782 bis 1785 und Franzfelds 1791. Eine
langfristige Wirkung der ungarischen Werbung wird erkennbar, weil die große Mehrheit
dahin auswanderte, zumeist in kleinen Gruppen aber über mehr als 50 Jahre hinweg
. Krieg spielte keine große direkte Rolle bei der Auswanderung, weil Emmendingen
ab 1713 nicht so sehr von Kriegen betroffen wurde, und bis dahin gab es nur einen
auf diesem Hintergrund zu erklärenden Auswanderungsfall (1690). Das nächste
schlimme Kriegsjahr war 1796. Aber auch damals fand keine Auswanderung statt.
Einen großen Zusammenhang zwischen den Unwetter-, Mißernten- und Teuerungsjahren
und der Auswanderung gab es ebenfalls nicht. Eine mögliche Ausnahme wäre
1749 — 50, als eine gemäßigte Teuerung und fünf Auswaunderungsfalle stattfanden.
Im Krisenjahr 1770 gab es nur zwei Fälle.

126


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0128