Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 129
(PDF, 45 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0131
Schichten der Bevölkerung (Kinder der Bauern), die sich alternative Erwerbsquellen
suchen mußten, weil ihre ererbten Güter zu klein waren, um eine Familie zu ernähren
. Eine solide Alternative war die neu eingeführte Kleinindustrie. Im Jahr 1753
gründete z. B. ein eingewanderter Berner eine Indiennedruckerei. Diese beschäftigte
um 1783/84 400 Personen.122 Eine andere Alternative war die Auswanderung. Ein
Bericht aus Lörrach im Jahr 1800 wies auf das Alter der Auswanderer hin: .. .wir bemerken
, daß die Auswanderung vermöglicher Personen selten vorkommt, und meistens
nur junge Pursche, welche auf irgendeine Art Gelegenheit erhalten, sich auswärts
zu etabilieren, außer Landes ziehen...123 Diese Faktoren bewirkten eine
Veränderung der bäuerlichen Gesellschaft in und um Lörrach.124

Die Landwirtschaft und der Holzhandel dominierten in der Wirtschaft Lörrachs im
frühen 18. Jahrhundert, aber die Kleinindustrie wurde später immer wichtiger. Im
Jahr 1699 war das Land in der Gemeinde folgendermaßen aufgeteilt: Acker 359 Jau-
chert, Matten 288,5, Gärten 17, Wald 300 und Reben 116,25.125 Lörrach fand sich um
diese Zeit hoch verschuldet an Basel und im festen Griff eines „KolonialVerhältnisses
". Seine privaten Schulden lagen zwischen 5.000 und 10.000 Pfund. Damit zählte
Lörrach zu einer der höchst verschuldeten Gemeinden im Markgräflerland. Nur Fischingen
hatte mehr als 10.000 Pfund Schulden. Egringen und die Reborte Auggen,
Binzen, Blansingen, Grenzach, Otlingen und Weil waren in ähnlicher Lage wie Lörrach
. Nach dem katastrophalen Unwetter und den Mißernten von 1709 wurde ihre
Lage schlimmer. Auch danach wurde es nicht viel besser. Ein Landesvisitationsbericht
über Lörrach ließ 1717 verlauten, daß das Gebiet viele Fehljahre und Hagelschläge
erlebt habe.126

Lörrach war seit langem Marktort. Es gab dort seit 1403 einen Jahrmarkt und gelegentlich
Viehmärkte und Wochenmärkte, aber erst mit der Errichtung des Kornhauses
1753 wurde Lörrach wirklich ein Zentrum für den Handel. Bis dahin ging alle
Frucht nach Basel.127 Es sind leider nur wenige Rechnungsbücher des Kornhauses
übrig geblieben. Nur die Preisangaben für Dinkel und Mischelfrucht sind ausreichend
, um eine langfristige Preiskurve zu bilden. Ein direkter Vergleich der Lörracher
Preise ist nur mit denen von Freiburg möglich, und das auch nur in den Jahren
1798, 1800 und 1801. (Die höchsten Preise Lörrachs waren 9,4 % höher und die niedrigsten
praktisch gleich.) Trotzdem ist eine bedeutende Inflation von 1797 bis 1803
gegenüber der Zeit 1762 bis 1780 feststellbar, besonders in den Jahren 1799 und
1802/03.128

Wegen seiner Lage an der Wiese war Lörrach für den Holzhandel von Bedeutung.
Im Jahr 1726 wurde der Wiese-Flöß-Kanal in Betrieb genommen. Von 1730 bis 1732
gingen 22.388 Klafter Holz durch Lörrach nach Basel. Im Jahr 1758 wurde der Lörracher
Holzmarkt eröffnet und der Verkauf in Basel verboten.129

Es wurde schon darauf hingewiesen, daß die Kleinindustrie im 18. Jahrhundert in
Lörrach immer wichtiger wurde. Die älteste Anlage war eine Papiermühle, die vom
15. Jahrhundert datiert. Bis 1718 gab es nur diese und eine Mahlmühle.130 In diesem
Jahr errichtete der Markgraf eine Tabakfabrik und eine Walke in Lörrach in der Hoffnung
, die Geldklemme im Oberland zu lösen. Wegen der Konkurrenz von Basel und
des Widerstands in Lörrach selbst von denjenigen, die mit der abhängigen Situation
der Bauern zufrieden waren, scheiterte nach nur 21 Jahren dieser erste Versuch des

129


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0131