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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 130
(PDF, 45 MB)
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Markgrafen, Kleinindustrie im Süden zu fördern. Eine weitere Tabakfabrik wurde
1754 gegründet und fünf Jahre später ebenfalls wegen mangelnder Tabaklieferungen
geschlossen. Die schon erwähnte Indiennedruckerei, gegründet im Jahr 1753, spielte
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine sehr wichtige Rolle für die Wirtschaft
Lörrachs. Obgleich sie 1804 wegen Zahlungsunfähigkeit des Besitzers eingestellt
wurde, hatte sie bis dahin einen sehr hohen Prozentsatz der Einwohner Arbeit und
Löhne geboten. Sie beschäftigte 1801 immer noch 300 Personen, während die Einwohnerzahl
der Gemeinde unter 2.500 lag (inklusive Familien). Mindestens drei der
Auswanderungsfälle arbeiteten in dieser Fabrik. Einer wanderte 1775 aus, der zweite
1781 und der letzte 1804 — nach dem Untergang der Fabrik. 1761 wurde eine Spinnerei
in Lörrach gegründet und 1762 eine zweite, die Kinderarbeit nutzte. Der Besitzer
wollte Jugendliche ohne Grundbesitz beschäftigen. (Ihr Alter ist nicht bekannt.)
Diese Unternehmungen scheiterten ebenfalls aus Mangel an gelernten Baumwollwebern
und Spinnern.131 Es gab auch Stärke- und Barchentfabriken in Lörrach.132

Wie Emmendingen erlebte auch Lörrach oft die Schrecken des Kriegs. Die schwierigste
Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg waren die Jahre 1672 — 78, während des
Holländischen Krieges. Neben den schon früher erwähnten Kriegsschädigungen
wurde auch Tumringen 1678 so sehr verwüstet, daß nur 13 Häuser übrig blieben.133
Lörrachs Schäden in den späteren Kriegen waren nicht mit denen von früher zu vergleichen
. In den Polnischen und Österreichischen Erbfolgekriegen (1733 — 38 bzw.
1740 — 48) mußte Lörrach viel Kontributionen an beide Seiten zahlen. Die Leute flohen
oft aus Angst nach Basel. Schwere Verwüstungen und Entvölkerungen fanden jedoch
nicht statt. Erst 1792 — 96 erlebte Lörrach ständige Kontributionen und Plünderungen
.134

Die Situation Lörrachs im 18. Jahrhundert war also der von Emmendingen sehr
ähnlich. Beide erlitten schwere Entvölkerung im 18. Jahrhundert — Lörrach vielleicht
sogar bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts. Eine starke Wiederbevölkerung im
18. Jahrhundert, die die Schweizer Einwanderung und ein hoher Geburtenüberschuß
(gefördert durch das Realteilungserbrecht) verursachten, fand in beiden statt. Extreme
Güterzersplitterung und Bevölkerungsdruck auf das Land belasteten die Wirtschaft
beider Gemeinden. Beide waren leibfreie Städte, deren Rechte, besonders in
bezug auf Freizügigkeit, aber oft nicht anerkannt wurden. Die Landwirtschaft um
Emmendingen war aber im frühen 18. Jahrhundert unabhängiger als die Lörrachs,
weil sie nicht Teil des „KolonialVerhältnisses" mit Basel war, das die Wirtschaft im
Oberland beherrschte. Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Gemeinden
war die Kleinindustrie, welche in Lörrach mehr Leute beschäftigte als in Emmendingen
. Die Auswanderung aus beiden Gemeinden war hoch, aus Lörrach aber viel höher
. Die Ursache dafür hatte wahrscheinlich mit der Werbung zu tun. Eine große
Auswanderung fand 1749 — 50 im badischen Oberland statt, das rein evangelisch
war.135 Diese Auswanderung war von Agenten und Briefen stark gefördert und gut
organisiert.136 Da Katholiken nicht angeworben wurden, bildete Vorderösterreich
eine gewisse Barriere zwischen Hochberg und dem Oberland, obgleich 1749 — 50
doch fünf Fälle aus Emmendingen auswanderten. Ein weiterer Grund dafür, daß die
Lörracher Auswanderung höher als die Emmendinger war, lag in der Tatsache, daß
Lörrach einfach mehr Einwohner hatte (1809 2.505 bzw. 1.526).

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