Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 132
(PDF, 45 MB)
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mit 92 Personen. Viele (nicht alle) waren Glashüttenarbeiter, die in der Regel leibfrei
waren, weil sie wegen der Art ihrer Arbeit oft umziehen mußten.141 92 Personen
stellten einen großen Anteil der Einwohnerzahl der Klosterherrschaft dar (vielleicht
mehr als 10 %) und bedeuteten einen schwereren Verlust für sie. 1713 war ein schlimmes
Kriegsjahr für St. Peter, was als Auswanderungsursache auch eine Rolle spielte.
Sie soll aber nicht als repräsentativ für die Auswanderung des frühen 18. Jahrhunderts
verstanden werden. Außer den Personen aus St. Peter wanderten keine in die Steiermark
aus, 1714 nur noch zwei. Von 1712 bis 1714 wanderten nur 53 aus ganz Baden
aus, 34 davon aus Südbaden und nur 24 von diesen nach Osterreich. Es gab dann nur
acht Fälle außer St. Peter, die nach Osterreich auswanderten, davon gingen vielleicht
nur zwei in die Steiermark. Die Auswanderung nach Salzburg von 1735/36 fand vier
Jahre nach der Austreibung der dortigen Protestanten statt. Um die vertriebenen Protestanten
teilweise zu ersetzen, wurde wahrscheinlich in katholischen Gebieten, wie
St. Peter, geworben. Mit acht Fällen und 25 Personen spielte St. Peter auch hier eine
außerordentliche Rolle, da dies mehr als ein Drittel der Auswanderung aus Südbaden
nach Osterreich (23 Fälle) darstellt. Nur insgesamt 36 Fälle wanderten 1735/36 aus
Südbaden aus. Die Werbeagenten gingen oft in Gebiete zurück, wo sie früher Erfolg
gehabt hatten. Das könnte die hohe Auswanderung aus St. Peter nach Salzburg in
dieser Zeit erklären. St. Peter wurde in Osterreich als eine gute Quelle für Siedler
erkannt.142 Nach diesen ersten beiden Wellen war das Zielland fast ausschließlich
Ungarn. Noch ein paar wanderten in den 1740er Jahren nach Osterreich aus, aber danach
gingen von den 72 Fällen mit bekannten Ziel 69 nach Ungarn.

Hackers Listen lassen viel über die Familienstruktur der Auswanderung aus St. Peter
erkennen. Mindestens 56 der Fälle (241 Personen) waren Familien (d. h. mehr als
eine Person). 27 waren Einzelne (13 Frauen und 14 Männer) und noch 20 wanderten
aus, um zu heiraten (12 Frauen und 8 Männer). Wie in den anderen Gebieten spielten
Frauen eine wichtige Rolle in der Auswanderung. Bei insgesamt 32 Fällen war eine
Frau Oberhaupt. Sie zogen allein und mit anderen (z.B. Schwestern) weg, aber sie
begleiteten auch ganze Familien. 1798 gab es 89 ledige Frauen in der Herrschaft, die
Kinder erzogen.143 Bis 1713 war die Durchschnittspersonenzahl der Fälle (5,5) viel
höher als danach. Von 1714 bis 1771 war die Prozentzahl 2,4 und nach 1771 nur 1,4.
Manche der Einzelwanderer zogen zusammen mit anderen weg, aber trotzdem gab
es durch das Jahrhundert immer weniger Gruppenwanderungen.

Über Berufe und Vermögensverhältnisse liegt wenig vor. Mindestens sieben Handwerker
und sechs Bauern wanderten aus. Sonst gab es zwei Uhrmacher, einen Tagelöhner
, einen Soldaten, einen Wirt und einen Hausmann. Drei Fälle waren ziemlich
arm (nicht mehr als 15 fl), fünf hatten zwischen 16 und 100 fl, sechs zwischen 101
und 200 fl, zwei zwischen 201 und 400 fl und zwei hatten mehr als 400 fl. Die Vermögensangaben
sind'nicht sehr zuverlässig, weil die Auswanderer wegen der Steuern
so wenig Vermögen wie möglich meldeten. Die Ärmeren wurden manchmal mit
Rückkehrverbot entlassen. Einige wanderten zwar zurück, aber ihre finanzielle Lage
ist nicht bekannt.

Die demographische Geschichte St. Peters ist schwierig zu behandeln. Die Herrschaft
enthielt viele kleine Orte, und bis 1809 hat man für manche keine Einwohnerzahlen
zur Hand. Die Kriege bis 1713 trafen St. Peter härter als Hinterzarten und

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