Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 138
(PDF, 45 MB)
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Kontributionen an beide Seiten, Plünderungen, Mord, Raub, usw., waren 1677, 1678,
1689, 1690, 1693, 1704, 1706, 1713, 1714, 1744, 1792, 1795, 1796, 1797 und 1800. Besonders
die Kriegsereignisse von 1713, aber auch die früheren, spielten sicher eine
direkte Rolle in der ersten Auswanderungswelle von 1712/13. Das Leben wurde für
viele einfach untragbar. Von 1714 bis 1792 hatte Südbaden relativ wenig Anteil an den
Kriegsereignissen der Zeiten. Eine Ausnahme war die französische Besetzung von
Freiburg von 1744, die natürlich St. Peter einschloß und damit die Einwohner dort
nicht vergessen ließ, wie schlimm ein Krieg sein konnte.

Die Auswanderung aus St. Peter im 18. Jahrhundert war zwar außerordentlich
hoch. Die Struktur der Auswanderung und die demographische, politische, soziale
und wirtschaftliche Lage der Herrschaft wiesen auf mehrere Faktoren hin, die die
Auswanderung förderten. Die früheren Auswanderungen, besonders die Welle von
1712/13, waren zweifellos das Ergebnis vieler langer Kriege, die St. Peter praktisch
verwüsteten und das Leben dort für viele Leute unerträglich machte. Im schweren
Kriegsjahr 1713 wirkte sich eine starke Werbung zur Auswanderung in die Steiermark
aus. Dies war eine Alternative zu dem schweren Leben in St. Peter, und viele Leute
zogen dorthin. Manche waren Glasarbeiter, die nach 30 Jahren in St. Peter bessere
Holzquellen für ihre Arbeit suchten. Eine starke Werbung wirkte auch bei der Auswanderungswelle
nach Salzburg 1735/36 mit, aber dieses Mal ohne einen direkten
Anstoß von schweren Kriegsergebnissen. Bis dahin war die ökonomische Lage vieler
Untertanen offensichtlich ziemlich schlecht, da diese Auswanderungen während des
Streites mit dem Kloster über ihre Unfähigkeit, die Schulden zu zahlen, stattfand. Sie
hatten sogar Gewalt gegen das Kloster angewandt, um ihre Bedürfnisse zu fördern.
Darüber hinaus begann der Bevölkerungsdruck zu wirken, da die Zahl einer neuen
Schicht der Gesellschaft (nämlich der Häuslebauern) stetig wuchs. Bis 1771 wanderte
die Mehrheit aus. Die wirtschaftliche Lage der Herrschaft hatte sich sehr verschle-
chert, und viele Untertanen waren in den Bettelzustand herabgesunken. Während und
nach den schlimmen Unwettern und den damit verbundenen Teuerungen und Hungersnöten
(besonders von 1749/50 und 1770/71) gab es die höchste Zahl von Armen,
aber es gab über mindestens zwei Jahrzehnte danach noch immer mehrere Hundert
von ihnen. Die Armen hatten eine besondere Wirkung auf diese relativ mobile Gesellschaft
, da sie manchen ein lebendiges Abbild ihrer möglichen Zukunft boten.
Auch wurde die ungarische Werbung offensichtlich während dieser Zeit stärker, da
fast jeder Auswanderer dorthin zog. Wahrscheinlich der wichtigste Grund der hohen
Auswanderung aus St. Peter war, wie in anderen Gebieten, ein stark wachsender Bevölkerungsdruck
. Obgleich das Minoraterbrecht auf den Höfen geübt wurde, war das
auf den Dominikalgütem nicht der Fall, wo die Bevölkerungszahl der Häuslebauern
im 18. Jahrhundert stark wuchs. Andere Klosterherrschaften im Schwarzwald hatten
auch relativ hohe Auswanderungen, z. B. St. Märgen und St. Blasien. St. Märgen
liegt an der südöstlichen Grenze von St. Peter und erlebte wahrscheinlich ähnliche
Umstände. Obwohl die Auswanderung für den Schwarzwald insgesamt hoch war, war
sie niedriger als die von St. Peter. Auch die Auswanderungsziffer des Herrschaftgebiets
von St. Blasien, das in diesem Untersuchungsraum liegt, war ziemlich hoch
(Stufe 4), aber dort gab es kein Anerbenrecht, sondern die Realteilung, die in einer
Berggemeinde viele Probleme verursachte.

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