Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 140
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0142
bekanntes bekannte hohe

Jahr Unwetter Mißernten Teuerungen Auswanderung

1782-85

x

1786
1788
1789

x

x

X

X

X

X

1790/91
1794/95
1802

x

X

X

Hier wurden nur die extremen Fälle dargestellt. Die Auswanderung aus Südbaden
war bis zur Mitte der 1740er Jahre eigentlich gering. Es gab nur zwei kleine Wellen,
1712/13 und 1736, die weitgehend ihre Ursprünge in St. Peter fanden (siehe Abbildung
12).174 Erst mit der Zeit ab 1748 kann man die Höhe der Auswanderung mit den klimatischen
und landwirtschaftlichen Katastrophen vergleichen. Die extreme Teuerung
von 1698/99 und die furchtbare landwirtschaftliche Katastrophe von 1708/09 verursachten
in Südbaden keine Auswanderung. Nach 1748 jedoch standen normalerweise
hinter jeder hohen Auswanderungswelle Wetterkatastrohpen, Mißernten und Teuerungen
. Die größte Welle aus Südbaden fing 1748 an, erreichte im folgenden Jahr ihren
Höhepunkt (549 Fälle) und fiel 1750 und 1751 bis auf 146 bzw. 66 Fälle ab. Diese
war mit einer Teuerung verbunden, aber die Auswanderung war verhältnismäßig viel
höher als die Teuerung und muß auch von anderen Faktoren beeinflußt worden sein.
Dasselbe gilt für die Auswanderungswelle 1769 — 71, aber sonst weniger. Bei diesen
zwei Wellen waren die Höhepunkte genau während der schlimmsten Zeit der Teuerung
. Die Auswanderungswellen von 1786 und 1790/91 kamen nach einer kurzen Verzögerung
, d. h. die schlimmsten Zeiten waren schon vorbei, bis diese Menschen endlich
auswanderten. Das schlechte Wetter zieht von 1782 bis 1785 an, und 1785 gab
es eine milde Teuerung, aber die Auswanderung folgte erst 1786. Es gab 1788 und
1789 schlimme Unwetter, Mißernten und eine Teuerung, aber die Auswanderungswelle
kam erst 1790/91. Dieser Ablauf wiederholte sich ständig im 19. Jahrhundert.
Die demographischen Faktoren standen in einem engeren Zusammenhang mit der
Auswanderung als die wirtschaftlichen. Die Zahl der Auswanderungen wurde eigentlich
erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts groß — genau um die Zeit, in der die Bevölkerungszahl
Südbadens die vom frühen 17. Jahrhundert erreicht hatte. Wie schon
erwähnt, förderte das Realteilungs-Erbrecht eine höhere Kinderzahl, da die Eltern
wußten, daß alle ein Grundstück erben würden. Darüber hinaus lebten die Realtei-
lungsgebiete häufig von Spezialkulturen, die einen großen Arbeitseinsatz bedingten
(d. h. Wein). Eine größere Kinderzahl war demzufolge geradezu geboten. Die Real-
teilungsgebiete in der Rheinebene und in der Vorbergzone erlitten die schlimmste
Entvölkerung im 17. Jahrhundert. Die Realteilung wurde gebraucht, um die Landschaft
wieder zu bevölkern, aber im 18. Jahrhundert entwickelte sich der Prozeß so
weit, daß extreme Güterzersplitterung die Landschaft belastete. Familien konnten
sich von solchen kleinen Stücken nicht ernähren und mußten alternative Lebensquellen
suchen. In der Regel fand dieser schwere Bevölkerungsdruck in den Anerbenge-

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