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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 169
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0171
Eingedenk seiner Verdienste, die er sich um den Konvent erworben hatte, wurde
der Ordensbruder Philipp Wilhelm 1721 auf Malta zum Groß-Bailli befördert; er
wurde im Alter von 44 Jahren Oberhaupt der „deutschen Zunge". Es ist anzumerken,
daß das Oberhaupt einer jeden „Zunge" mit dem Titel eine bestimmte Aufgabe im
Orden übertragen bekam. So war die Verwaltung der Schatzkammer („Finanzamt")
angestammte Aufgabe des Groß-Praezeptors und Oberhauptes der „provencalischen
Zunge". Das Oberhaupt der „Zunge der Auvergne" führte den Marschallstitel und
überwachte die Verwaltung des Militärs. Mit der Führung der „französischen Zunge"
war die Oberaufsicht über das Hospital verbunden. Das Oberhaupt der „italienischen
Zunge" führte gleichzeitig den Admiralstitel und war für die Ordensmarine zuständig
. Das Transport- und Vorratswesen fiel in den Zuständigkeitsbereich des Ordensoberen
der „Zunge von Aragon", der damit den Titel des Großzahlmeisters erhielt.
Das Oberhaupt der „englischen Zunge" wurde „Turcopolier" genannt und beaufsichtigte
die innere Sicherheit des Ordens, während das Amt des Kanzlers dem Oberen
der „Zunge von Kastilien und Leon" anvertraut war.10 Im hier gegebenen Falle war
der Groß-Bailli der „deutschen Zunge" mit der Aufsicht über die Befestigungsanlagen
der Malteser-Ritter auf Rhodos und Malta betraut.

Vom Jahre 1428 an wurde der Groß-Bailli gleichzeitig zum Großprior von Deutschland
gewählt. Von Nesselrode und Reichenstein machte in diesem Falle aber eine der
wenigen Ausnahmen, denn während er auf Malta zum Groß-Bailli ernannt wurde, residierte
sein Ordensbruder Fürst Gosswin Hermann Otto von Merfeldt als Groß-Prior
in Heitersheim.11 Es ist überliefert, daß der Groß-Bailli Graf Philipp von Nesselrode
am 10. Februar 1722 15 scudi in die Cassa della Nobilta einzahlte, die sein Neffe Hermann
Adolf von Nesselrode und Reichenstein schuldete. Die Summe war zu zahlen,
um den Neffen trotz fehlenden Alters den Eintritt in den Orden zu ermöglichen.12

Noch ein bedeutsamer Meilenstein in der verdienstvollen und illustren Karriere des
Philipp Wilhelm Graf von Nesselrode und Reichenstein war seine Bestellung zum
Großprior Deutschlands im Dezember 1729.13 Seit 1498 war das Heitersheimer
Schloß Sitz dieses Großpriors. Im Amt folgte er seinem Ordensbruder Hermann von
Merfeldt nach, der 1727 in Münster/Westfalen gestorben war. Er wurde auch Fürst
des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.14

Es soll noch angemerkt werden, daß die Ordensstatuten verlangten, daß der Kandidat
für das Amt des Großpriors von Deutschland schon mindestens 15 Jahre Ordensritter
war. Davon mußte er 10 Jahre auf Malta, dem Sitz des Konvents, verbracht haben
. Darüberhinaus mußte er mit der Ordensflotte zu mindestens vier Seegefechten
ausgelaufen sein und die Kommenden, die ihm der Orden anvertraut hatte, gut verwaltet
haben. Der Ordensbruder Philipp Wilhelm Graf von Nesselrode und Reichenstein
erfüllte alle Voraussetzungen mehr als hinreichend, so daß seine Wahl zum
Großprior von Deutschland fast selbstverständlich war.15

Es ist überliefert, der Großprior von Nesselrode und Reichenstein habe der Kirche
von Merton an der Sieg im Mai 1728 eine Flagge der maltesischen Ordensmarine geschenkt
. Während seiner Amtszeit hatte der Graf von Nesselrode und Reichenstein,
Großprior und Fürst zu Heitersheim, das dortige Großpriorat durch verschiedene
Bauten (s. Einleitung) gefördert.16 Er führte sein Amt als Großprior und Fürst zu
Heitersheim länger als 20 Jahre bis 1752; dann folgte ihm sein Ordensbruder Philipp

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