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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 173
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gen" gewidmet, die gemäß des Altersranges den Gesamtorden bildeten. Bei strikter
Anwendung des Altersranges hätte die Kapelle der „deutschen Zunge" der „englischen
Zunge" zukommen müssen. Die St. Johanneskirche war 1577 geweiht worden
, aber im Jahre 1603 schrieb das Generalkapitel diese Kapelle der „deutschen
Zunge" zu.32

Der Großprior Philipp Wilhelm von Nesselrode und Reichenstein fühlte sich seiner
„Zunge" besonders verbunden, so daß er viel zur Ausschmückung beitrug. Sein
Hauptbeitrag war der Altar. Ursprünglich war dieser aus einfachem Stein; von Nesselrode
und Reichenstein ließ ihn auf seine Kosten aus weißem Marmor nachbauen.
Der Stil dieses Altars unterscheidet sich von demjenigen in anderen Kapellen dadurch
, daß er sich seiner Umgebung, den Skulpturen und anderen Verzierungen der
Kapelle anpaßte.

Gemäß den Statuten des Ordens verpflichteten sich die Ritter und Würdensträger
einschließlich der Großmeister, bei ihrer Ernennung eine Schenkung zu machen. Sie
wurde gioia genannt und sollte in Kunstgegenständen zur Ausschmückung der St. Johanneskirche
bestehen. Bei seiner Ernennung zum Großprior von Deutschland im
Jahre 1726 wünschte von Nesselrode und Reichenstein, daß die Nachbildung des Altars
in Marmor ein Teil seiner Schenkung zu Gunsten der Kirche sein sollte.33 Die
Priore waren gezwungen, ihrer eingegangenen Verpflichtung innerhalb von 18 Monaten
nachzukommen. Die Frist begann an dem Tag, mit dem sie Einkünfte aus Pfründen
erzielten, die mit ihrer Ernennung verbunden waren.34

Dieser Altar, einschließlich Fassade und Bodenpflaster, war ironischerweise der
einzige, der von den deutschen Bomben des Zweiten Weltkrieges in größerem Umfang
beschädigt wurde. Nach Einstellung der Feindseligkeiten wurde alles bald
restauriert. Der Altar wurde am 5. Februar 1947 von dem erzbischöflichen Metropoliten
von Malta, Mgr. Michael Gonzi, erneut geweiht.35 Gonzi war gleichzeitig
Groß-Kreuz-Bailli des Ordens.

Ursprünglich war diese Kapelle der Geißelung Jesu am Schandpfahl geweiht (Gemälde
von Stefanus Pieri aus Florenz), aber sobald sie der „deutschen Zunge" übergeben
worden war, wurde das Gemälde eines anderen „Schutzpatrons" auf den Altar
gestellt. Es war das der Hl. Drei Könige oder „die Anbetung der Weisen aus dem
Morgenlande" (von Stefano Erardi)36 als Zeichen der besonderen Verehrung, die sie
insbesondere in Deutschland, vor allem in Köln, genießen.

Im Gegensatz zu den anderen „Zungen" hatte die „deutsche Zunge" keine eigene,
zusätzliche Kirche, so daß die deutschen Ritter für ihren täglichen Gottesdienst das
Oratorium der Karmeliterkirche (Our Lady of Mount Carmel) wählten, das in unmittelbarer
Nachbarschaft der deutschen Herberge gelegen war.37

Besondere Feiertage wurden in der deutschen Kapelle der St. Johanneskirche begangen
. Darunter fielen die Feierlichkeiten zu Epiphanias, dem Tag der Kapellenpatrone
, der am 6. Januar mit großer Pracht gefeiert wurde. Aber im September 1667
beschloß der Ordensrat einstimmig, daß alle Feierlichkeiten zu den Festtagen, die die
„Zungen" bisher in ihrer jeweiligen Kapellen begangen hatten, nun am Hauptaltar der
Konventskirche abzuhalten seien.38

Im Mai 1745 feierte die „deutsche Zunge" dort einen besonderen Gedenkgottesdienst
anläßlich der Beisetzung des kurz zuvor verstorbenen Kaisers Karl VII.39

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