Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 230
(PDF, 45 MB)
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lisch war, in die Lücke treten konnte. Er wurde akademischer Bürger, wodurch er
außerhalb des Zunftwesens stand. Dies brachte zwar unstreitig Vorteile aber auch besondere
Verpflichtungen der Universität gegenüber, die ihn berufen hatte.7 1753 tritt
Anton Wagner an die Stelle seines Bruders als akademischer Bürger.8

Beziehungen zu einem Buchführer Martin Wagner aus Augsburg, der bereits 1716
um das Freiburger akademische Bürgerrecht nachgesucht hatte und vom Senat mangels
Bedarf abschlägig beschieden worden war, konnten bis jetzt nicht nachgewiesen
werden, ebensowenig ein Zusammenhang mit einem Buchfuhrer Thomas Wagner,
der 1722 das städtische Bürgerrecht erwerben wollte.9 Auch führen keine Fäden zu
dem Gründer der Wagnerschen Universitätsbuchhandlung in Innsbruck,10 wenn
zwar auffallig ist, daß dieser in unmittelbarer Nähe Augsburgs beheimatet war, etwa
zwei Wegstunden von der Ortschaft entfernt, in der die Schwiegereltern von Ignaz
Wagner einen Gasthof betrieben.11 Die mündlich überlieferte Herkunft von einer
alten Augsburger Patrizierfamilie, die sich mit Buchhandel beschäftigt habe, entbehrt
konkreter Hinweise und ist wohl als spätromantische Legende des 19. Jahrhunderts
anzusprechen.12

Die Quellen zur eigentlichen Firmengeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts, von
L. Klaiber nach bestem Vermögen ausgewertet, sind lückenhaft, gaben auch teilweise
zu Widersprüchen Anlaß. Durch neue Funde zur Familiengeschichte, Heranziehen
sekundären Materials, Überprüfung von späteren Entscheidungen und Überlieferungen
sowie eine stärkere Berücksichtigung der gleichzeitigen landes- und buchhandelsgeschichtlichen
Ereignisse und nicht zuletzt der bedeutsamen politischen Tätigkeit
der einzelnen Wagnergenerationen ist eine weitgehende kontinuierliche Aufhellung
möglich. Ein Verlag, durch Buchtitel und Autoren präsent, ist historisch stets
besser zu erfassen als eine Sortimentsbuchhandlung mit ihren wechselnden Objekten.
Wir sind bestrebt, auch diesem Ungleichgewicht Rechnung zu tragen. An eine
strenge chronologische Ordnung können wir uns nicht halten, da wir Überschneidungen
nach Möglichkeit vermeiden wollen.

Die Geschichte der Buchhandlung wie des damit verbundenen Verlags kann als beispielhaft
gelten für eine Provinzstadt im Süden Deutschlands, die sich in einem ge-
schichtsträchtigen, in seiner Bedeutung jedoch zeitweise zurückgefallenen Umfeld
befand, keine Residenz eines deutschen Fürsten war und seit langen Jahrhunderten
am Fernhandel nicht teilgenommen hatte, deren Universität nach einem Jahrhundert
Kriege und Belagerungen sich allmählich zu hohem Ansehen emporentwickelte.
Wenn Wagner die Leipziger Messen nur selten beschickt bzw. besucht zu haben
scheint, deutet dies nicht auf mangelndes Interesse, sondern auf die unterschiedliche
Marktstruktur und -läge im Norden und im Süden. Für die lateinischen Universitätsschriften
Anton Wagners, teils theologischen Inhalts, war in protestantischen Ländern
keine Absatzmöglichkeit mehr.13 Außerdem war mit der zügigen Entwicklung des
Geld- und Rechnungsverkehrs im Buchhandel die persönliche Anwesenheit eines
Buchhändlers in Leipzig immer gegenstandsloser geworden. Die Kommissionäre
nahmen in verschiedenem Umfang die Geschäfte wahr. Sie waren meist auch im Ost-
West-Pelzhandel engagiert, wo gut verdient wurde, so daß sie dem Buchhandel
gegenüber als Kreditgeber auftreten konnten. Es war aber Geschäftsprinzip Wagners
in allen Generationen wie auch anderer angesehener Buchhandlungen, auf derartige

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