Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 231
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Kredite zu verzichten und aus Eigenmitteln zu finanzieren. Die Kommissionäre
brauchte man hilfsweise als Spediteure. Die recht späten engeren Kontakte zu Leipzig
dürften auch hierin eine Erklärung finden. Die nach Wien weisenden Beziehungen
scheinen wenig ergiebig gewesen zu sein, zumal sie von dem dortigen Privilegienschacher
überschattet wurden. Politische Argumente traten hinzu. Als der Buchhandel
bereits überall mit der Forderung nach Bekämpfung des Nach-(heute Raub)-
Drucks Widerhall fand, wurde dieser in Osterreich aus merkantilistischer Sicht mit
dem Adelsprädikat belohnt.14

Die Familie Wagner war in ihren Vorstellungen und Lebensgewohnheiten wie in ihrer
Tätigkeit eine typische Freiburger Bürgerfamilie des 18. und 19. Jahrhunderts, ursprünglich
zugewandert und der Welt aufgeschlossen. Ihre berufliche Tätigkeit, die
in eine politische hineinwächst, ist, soweit sie Firmen- und Stadtgeschichte umfaßt,
Thema dieser Arbeit, während das zu weit führende reizvolle Persönliche einem anderen
Rahmen vorbehalten sein soll.15 Detailprobleme rechts- und wirtschaftsgeschichtlicher
Art von überrregionalem Interesse, die speziell Buchhandel und
Bibliotheken betreffen, wird eine Untersuchung behandeln, die beim Börsenverein
der Deutschen Buchhändler in Frankfurt erscheinen wird.

Das 18. Jahrhundert ist eine Zeit großer Reformen wie auch der wirtschaftlichen
Entwicklung der hierzu nötigen Gewerbe- und Handelszweige, zu denen gerade der
Buchhandel und die sich damals herausbildenden Vertriebs- und Informationsweisen
wie auch Rechnungsarten gehören. Der zeitliche Vorsprung in Nord- und Mitteldeutschland
im Hinblick auf das Ziel eines liberalisierten Wirtschaftsverkehrs im
18. Jahrhundert, der auch wieder Rückschläge erlitt, ging Hand in Hand mit politischen
Vorgängen, wie z.B. der Aufhebung der Leibeigenschaft oder allgemeinen
Bildungs- und Schulreformen.16 Scheinbar Unzulängliches im Verhältnis der Firma
zur Universität in den ersten Jahrzehnten erweist sich als Unsicherheit diesen vibrierenden
Ereignissen einer vorrevolutionären Zeit gegenüber, deren örtliche Probleme
durch die Auflösung des Jesuitenordens noch vermehrt wurden.17

Die Firma wurde als Universitätsbuchhandlung gegründet für den Bücherbedarf
des kleinen Lehrkörpers und der Studenten, aber auch für Schulbücher aller Art,
denn die Gymnasiasten wurden zeitweise den Studenten zugerechnet.18 Sie war verpflichtet
, jährlich ein Verlagswerk zum Mindesten herauszubringen, dessen Autor der
Universität angehörte.19 Daß ein Buchhändler gleichzeitig Verleger sei, war damals
noch selbstverständlich und ist bis heute im Universitätssortiment üblich.

Wenn auch im Maßstab der Zeit in manchen Jahrzehnten die Verlagstätigkeit nicht
unbeträchtlich gewesen ist,20 so hatten trotzdem wirtschaftlich wie kulturell Beschaffung
und Lagerhaltung offensichtlich Vorrang, d. h. die Wünsche der Kunden
standen — manchmal vielleicht zu sehr — im Vordergrund. Dies erklärt wohl auch,
daß aus keiner Periode der Firmengeschichte ein Verlagsprogramm überliefert ist.
Wo verlegerische Ambitionen zu vermuten sind, treffen sie nur auf einzelne Buchtitel
zu. Außerdem widersprach es spätestens seit Alois Wagner den aufgeklärten und toleranten
fortwirkenden Grundsätzen der Firma, sich bestimmten Richtungen irgendwelcher
Art zu verpflichten.21

Ohne die Universität hätte ein Buchhändler in einer Stadt nur noch regionaler Bedeutung
nicht existieren können. Ebensowenig wäre die Belieferung der Universität

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