Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 235
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katalogen erscheint, deutet auch auf geringe Geschäftsverbindungen im protestantischen
Raum in den Anfangsjahrzehnten.

Der Freiburger Buchdrucker Andreas Satron erhielt 176745 von der Regierung das
Buchhandelsprivileg, wodurch er Wagner in gewissem Sinn gleichgestellt wurde.
Dies scheint der Anlaß gewesen zu sein, daß die Universität sich zu einer nach bisheriger
Kenntnis im deutschen Buchhandel einmaligen Lösung entschloß, die tunlichst
allen Aspekten gerecht werden sollte, nicht zuletzt ihrem eigenen Interesse an stabiler
geschäftlicher Partnerschaft. Die Tätigkeit Wohlers, dem man offensichtlich Einiges
verdankte, blieb unangetastet. Wagner wurde als „Universitätischer Bibliothekär und
Buchhändler" mit einem jährlichen Salär von 200 fl. Bediensteter der Universität,
der nunmehr als deren Beauftragter ohne etwaige Einschränkungen von dritter Seite
Geschäfte vornehmen konnte.46

Das Amt war nicht nur ein Trostpflaster, mit Ehrensold und Titel garniert, wie später
vermutet wurde, sondern wurde wahrgenommen. Wenden wir uns den Einzelheiten
zu, so dürfen wir uns auf P. Schmidt stützen, der jüngst die Quellen in bibliotheksgeschichtlicher
Hinsicht aufschlußreich bearbeitet hat. Demnach wurde Wagner
bei der Besetzung der Stelle eines zweiten Bibliothekars der Universitätsbibliothek
verschiedenen Bewerbern teils besserer Qualifikation mit Rücksicht auf frühere Zusagen
vorgezogen. Sein Tätigkeitsbereich weitete sich durch das Wachstum der
Bibliothek ebenso aus wie durch ihm zufließende Verwaltungsaufgaben, für die man
seinen Einsatz gerne begrüßte, wie etwa die damals nicht immer problemlose Ausleihe
. Damit war aber Wagner nach Autorität und Arbeitsumfang überfordert, da er
ja seiner Doppelfunktion als Bibliotheksadjunkt und Buchhändler gerecht werden
mußte. Gelegentliche Schwierigkeiten, die sich bei dieser Situation ergaben, konnten
zwar behoben werden, führten aber schließlich (nach immerhin anderthalb Jahrzehnten
) zu Wagners Entlassung, der aber umgehend seine Wiedereinstellung zusätzlich
neben seinem Nachfolger jedoch zum halben Salär (100 fl.) folgte. Er starb im darauffolgenden
Jahr.

Das ungewöhnlich enge Vertrauensverhältnis, dessen Hintergründe wir zu erklären
versuchen, beruhte auf persönlicher Qualität und war im Rahmen der damaligen politischen
und wirtschaftlichen, geistigen und kulturellen Lage am Oberrhein begründet
. Man schätzte einen Fachmann, der in der turbulenten Zeit josefinischer Reformen
bestimmte Funktionen zuverlässig ausführte. So hat Wagner auch seine
Geschäftsverbindungen zur Verflüssigung größerer Posten von Dubletten der Bibliothek
zur Verfügung gestellt, auch offenbar beratend zur günstigen Nutzung der begrenzten
Beschaffungsmittel beigetragen. Abgerechnet wurde bar, durch Verrechnung
und vielleicht fallweise durch Tausch.48

Die Rückendeckung der Universität hatte die wirtschaftliche Basis wesentlich gestärkt
, so daß in den Siebziger Jahren Anton Wagner, tatkräftig von seinem Sohn
Alois unterstützt, den Aktionsbereich erheblich ausdehnen konnte. Als größere Bibliotheksbestände
dem Markt zugeführt wurden, war es möglich, in geschickter Nutzung
der Situation Qualität und Umfang des Warenlagers beträchtlich zu steigern.49
In seinen letzten Lebensjahren — er starb 1786 — hatte sich Anton Wagner schrittweise
aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen und seinem Sohn die Initiative
überlassen. Vater und Sohn scheinen sich hervorragend ergänzt zu haben, der Vater

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