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das Taktgefühl des Buchhändlers, der auf die Verletzbarkeit seiner Kunden Rücksicht
nehmen muß, wenn er seine unabhängige Stellung bewahren will, ein Zug, der es später
dem Bürgermeister ermöglichen sollte, über den Meinungen zu stehen.
Im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts erreicht die Verlagstätigkeit einen gewissen
Höhepunkt, durch eigene Druckerei, Persönlichkeit Friedrich Wagners d. A. und
günstige Wettbewerbsverhältnisse sowie relativ niedrige Kosten bedingt.73 Ehe wir
Wagners politische Verpflichtungen weiterverfolgen, scheint es daher angebracht, die
verlegerischen Aktivitäten zu untersuchen. Wir dürfen davon ausgehen, daß der Verlagskatalog
von 1875 etwa ab 1820 ziemlich vollständig ist, und daß die statistische
Auswertung für die Jahre nach 1850 keine erheblichen Abweichungen mehr bringt,
so daß wir vorzugreifen uns erlauben können.
Der Verlagskatalog von 1875 ist ein Auslieferungsverzeichnis, das aus Anlaß der
Einführung der Markwährung erstellt wurde. Während eine Anzahl deutscher Verlage
die Gelegenheit zu einer Gesamtdarstellung ihrer Produktion nutzte,74 beschränkte
sich Wagner auf lieferbare Titel und solche, die man wieder auflegen bzw.
nicht missen wollte. Es fehlen daher auch manchmal Jahreszahlen. Insgesamt enthält
er 426 Titel in 594 Bänden oder Heften. Schul- und Alltagsbücher sind oft Nachdrucke
älterer Auflagen. Im allgemeinen wird nicht zwischen Eigenverlag, Kommissionsverlag
und der Auslieferung von Druckaufträgen unterschieden. Für die Gesamtzahl
der Wagnerschen Veröffentlichungen dürfte bis 1875 mit weiteren 50, von da bis
1978 mit etwa 70 Titel zu rechnen sein.75
Die 426 Titel gehören folgenden Gebieten an:
Anzahl der Titel
Anzahl der Bände
bzw. Hefte
Medizin
54
60
Recht, Verwaltung
44
44
Theologie, Kirchenrecht
82
112
Philosophie, Philologie
32
32
Naturwissenschaften
24
24
Geschichte
16
19
Forstwesen und Forstrecht
12
12
Literatur
32
99
Politik, Zeitgeschichte
22
22
Schulbücher und -wesen
44
44
Handwerk, Landwirtschaft, Ratgeber,
Kochbücher usw. Volkskalender
33
95
Freiburg, Region
31
31
426
594
Berücksichtigt man, daß Medizin, Theologie, Philosophie und Forstwesen auch
volkstümliche Schriften enthalten, dann entfallt etwa die Hälfte der Titel auf wissenschaftliche
Literatur, und zwar zu etwa gleichen Teilen auf Geisteswissenschaften und
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