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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 244
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0246
Medizin/Naturwissenschaften. Die Annalen der Staats-Arzneikunde, das Archiv der
Forst- und Jagdgesetzgebung der deutschen Bundesstaaten, die Zeitschrift für die
Geistlichkeit des Erzbisthums Freiburg, die Zeitschrift für Theologie zeugen von dem
Versuch, einen wissenschaftlichen Zeitschriftenverlag zu gründen. Zur selben Zeit
erscheint auch das badische evangelische Kirchenblatt (1833—40) bei Wagner. Später
kommen christkatholische Bücher hinzu.

Die Veröffentlichungen, die sich an akademische Leser wandten, hoben zwar kräftig
das Ansehen der Firma, mußten aber von einem breiten geldbringenden Sektor
getragen werden, dessen Kundenkreis wir beim Freiburger Volkskalender und dem
Freiburger Boten,76 einem Haus- und Wirtschaftskalender finden. Ebenso wie anspruchslose
Schulbücher wurden Ratgeber immer wieder nachgedruckt, die Kochbücher
in mehreren Auflagen neu bearbeitet. Mit diesen Käuferschichten bestanden
jedoch noch Geschäftsbeziehungen anderer Art, soweit sie im Umland ansässig
waren. Wie sein Vater Alois legte auch Friedrich Wagner d. Ä. die Erträge in Darlehen
an, die er gegen Zins an Gemeinden und Handwerker oder Landwirte vergab.
Sie waren dann die natürlichen Werber für die Breisgauer Zeitung.77

Auflagenhöhen sind nicht überliefert, auch keine Absatzzahlen. Immerhin waren
1944 noch einige Titel aus den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts
regulär lieferbar,78 auch weist der Katalog 1875 recht alte Titel als noch lieferbar
aus. Wenn mit der wachsenden politischen Tätigkeit des Bürgermeisters ein allmähliches
Nachlassen der zeitweise stürmischen Verlagsentwicklung einhergeht, hatte
dies verschiedene Gründe. Zunächst bedurfte der Betrieb einer gewissen Konsolidierung
, da er in seinem Anspruch der damaligen Situation vorausgeeilt war. Sodann
hatte Friedrich Wagner d. A., von Freunden gedrängt, seinen Beruf als Politiker erkannt
, vom Bruder wohl noch bestärkt. Sein redliches außergewöhnliches Pflichtbewußtsein
hatte ihn zur Einsicht gebracht, daß er in der Politik an der Beschleunigung
wirtschaftlicher Prozesse mitwirken konnte, die vielleicht einer späteren Generation
die Realisierung seiner Vorstellungen gestatten würden.

1833 wurde Friedrich Wagner in den Stadtrat gewählt, ein erster erkennbarer
Schritt zu seiner politischen Zukunft. 1838 unternahm er eine längere Reise,79 die
ihn in Begleitung seiner Schwester Sofie — seiner Gattin waren Kinder und Geschäft
anvertraut — durch das damalige südliche Österreich führte, also über Verona, Venedig
, Triest nach Laibach, dem Wohnort seines Bruders Josef. Die Gespräche mit dem
zehn Jahre Älteren, einem nunmehr erfahrenen österreichischen Beamten, Friedrich
in dauerndem Briefwechsel verbunden, sind leider nicht überliefert, aber sicher nicht
ohne wesentliche Bedeutung für Friedrichs Verhalten in den nächsten Jahren gewesen
. Josef war Jurist, hatte Jahre in Frankreich verbracht und sah von Slowenien aus
die Welt mit weiterem Blick.

Friedrich Wagners politische Führungsqualitäten und die Resonanz seiner Persönlichkeit
in der Bürgerschaft treten uns deutlich bei einem Vorfall gegenüber, der seine
natürliche Autorität mit der Unentschlossenheit des Bürgermeisters von Rotteck konfrontierte
. Wir zitieren wörtlich aus dem Protokoll jener Versammlung des Großen
Bürgerausschusses vom 2. September 1838: „Als man zur Berathung . .. übergehen
wollte, erbath sich das Ausschußmitglied Buchhändler Wagner das Wort und gab so-
hin folgende Erklärung: Er seye von einer großen Anzahl der anwesenden Ausschuß-

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