Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 246
(PDF, 45 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0248
beitsstil wird jedoch in seiner öffentlichen Tätigkeit selbst offenkundig. Mit seiner
Amtsübernahme werden die Ratsprotokolle knapp und prägnant, der Schreiber mußte
sich beeilen, um folgen zu können. Er pflegte möglichst viele Akten zu Hause vorzubereiten
, erschien pünktlich zur Sitzung und ging sofort ohne lange Unterhaltung an
ihre Behandlung, die Vorlagen der anderen Stadträte hatten sich anzuschließen.80
Seine energische und charakteristische Handschrift, oft schwer lesbar, zeugte von
höchstem Arbeitstempo und großer Eigenwilligkeit. Bei seinem ersten Amtsantritt
sprach er einige Begrüßungsworte, in denen er mit der Erwartung gemeinschaftlicher
Tätigkeit etwaigen Gegnern die Hand bot. Seine Wiederwahl quittierte er mit kurzem
Dank und Eintritt in die Diskussion seiner bereits mitgebrachten Akten. Diese
schnell entscheidende und in der Sache unbestechliche Arbeitsweise, sein wohl bewußter
Verzicht auf Demagogie sicherten ihm das Vertrauen und das Ansehen der
Bürgerschaft, aber nicht nur dies.

Die badische Gemeindeordnung war von einem Auschuß vorbereitet worden, dessen
Vorsitzender Dr. J. Kern war, Freund der Familie Wagner, von dem Friedrich
Wagner sein Geschäftshaus erworben hatte. Er ist wohl als der eigentliche Schöpfer
der Gemeindeordnung anzusehen, der daran interessiert war, daß Freiburg von einem
Bürgermeister regiert wurde, der sie anzuwenden verstand. Kerns Vater war vorderösterreichischer
Verwaltungschef in Waldshut gewesen. Weder ihm noch Wagner
konnte man nachsagen, sie seien von Karlsruhe her in die neuen badischen Gebiete
delegiert. Kern ist ohne Zweifel Wagners Förderer gewesen, auf dessen Rat sich Wagner
in seiner Amtsführung stützen konnte. Die Freiburger wußten, was Wagners Beziehungen
wert waren. Von den anderthalb Tausend Stimmberechtigten der Bürgerversammlung
setzte sich die überwiegende Mehrzahl aus Leuten zusammen, die eine
effiziente, wenn auch sparsam wirtschaftende Stadtführung großen Idealen
vorzogen.81

Als Buchhändler war Wagner der Umgang mit Menschen aller Volksschichten vertraut
; um gleichzeitig Buchhändler, Drucker, Verleger und sein eigener Redaktor zu
sein, bedurfte es besonderen Geschicks, die Alltagsarbeit zügig zu bewältigen. Seine
Erfahrungen hatte er in sein öffentliches Amt eingebracht. Als er 1848 von der Bühne
abtreten mußte, war seine Firma 99 Jahre alt. Als Jahrhundertgabe veröffentlichte er
einen Kupferstich, der das Panorama der Stadt vom Schloßberg aus bot, gleichsam
ein stiller Rechenschaftsbericht, der Vieles zeigte, was unter seiner Leitung entstanden
war. Auch der Bahnhof war zu sehen, zu dessen Einweihung er den Großherzog
mit einer Rede begrüßt hatte, der sehr bedauerte, daß er die Einladung seines lieben
Wagner, in Freiburg zu übernachten, dringender Geschäfte wegen nicht annehmen
konnte.82

Über die Aktivitäten der Buchhandlung haben wir für die vierziger Jahre ein außergewöhnliches
Zeugnis, das auch Friedrich Wagners d. Ä. Bestreben nach organisatorischer
Entlastung und betriebswirtschaftlicher Perfektion kennzeichnet. Die Firma
gibt in einzelnen Jahrgängen des Andreßbuchs für den Deutschen Buchhandel im Anschluß
an den Eintrag der Anschrift zunächst zögernd, dann erschöpfend an, wieviele
Exemplare einer Neuerscheinung sie in jedem Fachgebiet zur Ansichtsvorlage benötigt
und bittet um unverlangte Zusendung. Wir dürfen annehmen, daß auch das
Warenlager ebenso eingeteilt war.83

246


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0248