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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 253
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0255
Der Beitritt der Familie Wagner zur altkatholischen Gemeinde hatte kaum geschäftliche
Konsequenzen und lag in einer Linie, die schon Generationen zurückzu-
verfolgen ist. Die konfessionelle Haltung der Firma während des 19. Jahrhunderts
würde man heute als ökumenisch bezeichnen." Als Buchhändler richtete man sich
nach den Wünschen seiner Kunden und stellte Sachkompetenz und Toleranz über
weltanschauliche Impulse. Die vorhandenen Aufzeichnungen über das Warenlager
bestätigen dies, wenn sie auch nur fragmentarisch sind.100 Als Bismarckverehrer begrüßte
Friedrich Wagner d. J. die Reichsgründung von 1871 lebhaft als zukunftsträchtigen
Schritt, der auch seiner Heimatstadt den Weg zum Aufstieg bereitete. In seiner
Zeitung konnte er diesen Erwartungen Ausdruck verleihen, die Eigeninserate der
Buchhandlung zeigten einen Zuschnitt, der in eine überregionale Richtung weist.
1875 erwarb er von seinem Freunde Pyrrh ein großes unbebautes Grundstück in der
Neuburg, das in einigen Raten bezahlt wurde, womit er offensichtlich für ein künftiges
Betriebsgebäude vorsorgte, das Enge und bauliche Mängel der Druckerei überwinden
sollte. Vor allem hoffte er auf die Söhne. — Jahrelang von der Last der Arbeit
und der Verantwortung gedrückt und von einer weniger kühlen Robustheit wie sein
Vater — aber immer an ihm gemessen — erlag er im Alter von erst 51 Jahren einer
akuten Krankheit im Jahr 1877.

In der Erinnerung der Bevölkerung verschmolzen Vater und Sohn zu einem Bild,
das noch nach dem Zweiten Weltkrieg stellenweise lebendig war, in dem Elemente
der letzten Bürgermeisterperiode, des Kulturkampfes (Übertritt zur altkatholischen
Gemeinde), des Nationalliberalismus sich mit Reminiszenzen an Aloysens Bürgerlichkeit
und der täglichen Präsenz der alten Kochbücher in den Haushalten mischten.
Die Wirklichkeit war nüchtern. Während Händler anderer Branchen mit der Eröffnung
von Bankgeschäften in das Großbürgertum aufstiegen, und wenn Andere durch
Qualitätsarbeit — auch als Drucker und Verleger —, weltweit bekannt, derselben
Schicht zugerechnet wurden, so mußte dies den Wagner verwehrt bleiben, solange
sie im Einzelhandel mit Büchern verharrten. Die Legendenentstehung ist um das Jahr
1880 anzusetzen.101

Friedrich Wagner d. J. hinterließ kein Testament und scheint sich auch noch keine
Zeit genommen zu haben, die Ausbildung der Söhne zu diskutieren, auch war seine
Stellvertretung noch nicht geregelt. Seine Söhne Berthold (geb. 1856) und Hubert
(geb. 1859) waren für ihre Aufgaben noch nicht vorbereitet, seine Witwe nicht in Einzelheiten
eingeführt.102 Sie ließ ihren Schwager notariell zum Geschäftsführer, mit
der Kontrolle betraut, bestellen, der aber nicht aktiv wurde103 und ersparte den Söhnen
die Wanderjahre, um vertraute Menschen um sich wissen. Sie hat mit großem
Pflichtbewußtsein aus der unerwarteten Situation würdig das Beste gemacht. 1880 gelang
es, in Dr. Ferdinand Bissing einen gut renommierten Redakteur zu finden, mit
dem während seiner Konstanzer Zeit nachweislich schon 1875 Beziehungen bestanden
.104

1882 wurde das 1875 erworbene Gelände in der Neubuig an das erzbischöfliche
Ordinariat weiterverkauft, wahrscheinlich, um die Ausstattung der Töchter sicherzustellen
.

1884 gab Ida Wagner die Unternehmen an ihre Söhne ab. Berthold widmete sich
künftig mehr der Buchhandlung, Hubert der Druckerei und der „Breisgauer Zei-

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