Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 256
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gliedschaften in Vereinen, die nach der Übernahme in der Regel beim Geschäft verblieben
und später meist auf Karl Zimmer d. J. übergingen. Die erbgroßherzogliche
und Jahrzehnte später die großherzogliche Hofhaltung mit ihrer Umgebung waren
treue Kunden, ebenso der badische Adel.117 Noch zwischen den Kriegen mußte
jeder Lehrling schon in den ersten Lehrtagen die peinlich genaue Anwendung der
Titulaturen kennenlernen, die akademischen eingeschlossen.118.

Nachdem im 19. Jahrhundert die Entwicklung des Urheber- und Verlagsrechts zu
wirksamem Schutz der Interessen der Autoren, Verlage und Buchhändler geführt
hatte, ohne den die spätere Qualitätssteigerung der wissenschaftlichen Literatur nicht
denkbar gewesen wäre, fanden nach 1900 mehrjährige Auseinandersetzungen über
die den großen Bibliotheken zu gewährenden Nachlässe statt, mit dem Ziel, einheitliche
und den Umständen angemessene Preise zu garantieren. In Freiburg, wo die
Kontroversen zeitweise besondere Härte erreichten, so daß der Streit hier zentrale
Bedeutung für das ganze Reichsgebiet gewann, überließen die Brüder Wagner ihrem
Geschäftsführer und Prokuristen völlig die Initiative, der zunächst noch in diskreter
Zurückhaltung, nach dem Erwerb des Geschäftes 1906 aber als Beauftragter der Freiburger
Buchhändler agierte.119 Durch Festigkeit und konziliante Flexibilität mit stetigem
Verständnis beiden Seiten gegenüber gelang es ihm, nicht nur für Freiburg den
Frieden wiederherzustellen und örtlich auf Jahrzehnte hinaus ein Klima zu sichern,
das von Fairness und Gegenseitigkeit getragen war. Das noch vom Bürgermeister her
bestehende Vertrauen in die Redlichkeit des Namens Wagner war damit auch nach
außen auf Carl Zimmer übergegangen. Darüber hinaus wurde er in den kommenden
Jahren des Krieges und des Währungszerfalls und seiner Folgen wegen seines Verhandlungsgeschicks
und seiner Fähigkeit, durch seine Autorität zu schlichten, im
Buchhandel weithin bekannt. Als guter Kenner der Firmengeschichte allerdings
pflegte er grundsätzlich außer dem Vorsitz des Vereins der Freiburger Buchhändler
allen Ehrenämtern aus dem Wege zu gehen, da man nur Politiker oder Geschäftsmann
sein könne, Beides zusammen sei von Schaden. Er glaubte — wohl mit Recht —, daß
kommunalpolitische Ämter nicht von einem Buchhändler wahrgenommen werden
könnten, da ihm die für seinen Alltag notwendige Informationsmenge (damals
schon!) keine übrige Zeit lasse.120

Von der Ausbildungstätigkeit der Firma in älterer Zeit liegen nur wenige Andeutungen
vor. Wir müssen daher mit zeitgenössischen Verhältnissen vergleichen. Lehrlinge
dürften schon im 18. Jahrhundert, wohl sicher nach dem Hauserwerb 1790 beschäftigt
worden sein. Sie arbeiteten in Kost und Logis, auch war Aloys Wagner Armenvater.
Daß bei Engpässen seine Kinder und deren Freunde zupacken mußten, ist überliefert
.121 Friedrich d. Ä. war gelernter Drucker und beschäftigte gewerbliches Personal
, sicher auch gelernte oder lernende Kräfte in Buchhandlung und Verlag. Ein
Lehrzeugnis der Wagnerschen Buchhandlung soll in der 2. Häflte des 19. Jahrhunderts
als eine sehr gute Empfehlung gegolten haben, auch ist von Friedrich d. J. bezeugt
, daß er seine Lehrlinge als echte Mitarbeiter am Betriebsablauf mitdenkend
teilnehmen ließ, mit denen er auch später noch in Verbindung stand.122 Eine Lehrzeit
bei Carl Zimmer d. Ä. war eine Garantie für solide praktische Berufskenntnisse,
Pünktlichkeit und Fähigkeit zu selbständigem Denken. Es gab natürlich auch Ausnahmen
. Als erster Freiburger Buchhändler nahm er um 1910 einen weiblichen Lehr-

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