Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 259
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der Basis umfassender Allgemeinbildung und entsprechender Erziehung über literarische
, künstlerische und philosophische Interessen hoher Qualität und verabscheute
Unaufrichtigkeit und Intoleranz. Die Geschäftsstelle der Akademisch-Literarischen
Gesellschaft,130 die es sich zum Ziel gesetzt hatte, bedeutende Namen des gesamten
Geisteslebens in Freiburg sprechen zu lassen, legte er in die Firma. Aus seiner vorhergehenden
Münchner Zeit hatte er nicht nur Bekanntschaften bewahrt, sondern er
bearbeitete auch weiterhin den von ihm geschaffenen Weihnachtskatalog von Christian
Kaiser, dessen künstlerische Gestaltung seine Frau besorgte. Er legte stets Wert
darauf, daß der Katalog, heute von seinem Schwiegersohn betreut, nur eigene Besprechungen
enthielt, charakteristisch für sein Streben nach unabhängigem Urteil. Er
sammelte intensiv R.M.Rilke und publizierte später in diesem Bereich.131 1932
wurde er GmbH-Gesellschafter, 1938 übernahm er die Koestersche Akademische
Buchhandlung in Heidelberg, nach seinem frühen Tod 1960 in den Besitz von Werner
und Renate Schammert geb. Obermüller übergegangen.132 Noch während seiner
Freiburger Zeit wurde er Reserveoffizier, den Zweiten Krieg beschloß er als Hauptmann
d. R. Zu den jungen Mitarbeitern der (zwanziger) Jahre, die selbständige Firmen
übernahmen, gehörten auch R. Ebel (Fa. Rudolf Ebel-Oldenburg) und Walter
Richter, der anschließend promovierte (Akad. Buchhandlung Calvör-Göttingen).
W. Ewert (Werner Ewert-Albstadt, vorher Danzig), F. Günther (Halberstadt, später
Fa. Fritz Günther-Berlin).

Die alten traditionellen Kundenkreise der Firma waren durch die Vermögenszerstörung
der Inflationszeit dezimiert, die alten Vertriebsmethoden ertragsarm geworden.
Der Zuwachs durch die literarischen Aktivitäten förderte Ansehen und Niveau, war
aber in der Masse nicht ausreichend und im Hinblick, auf die politische Entwicklung
instabil. Die Lieferungen an Universitätsbibliothek und Institute gewannen damit
umso mehr an Bedeutung, wenn sie auch mit einer oft schwer zu ertragenden Kreditgewährung
verbunden waren, da die staatlichen Kassen nur zögernd zahlten. Carl
Zimmer erinnerte sich aber auch an die ihm noch bekannten Erfahrungen der Firma
aus dem 19. Jahrhundert und griff zu, als die ersten sog. Volksausgaben um 1930 in
den Handel kamen, wie er auch im Gegensatz zu vielen Buchhändlern den Buchgemeinschaften
nicht ablehnend gegenüberstand. Das billige Buch brachte Kunden in
den Laden.133

Eine seit dem 18. Jahrhundert in Freiburg erkennbare Vertriebsform, die die Firma
in den letzten hundert Jahren nie und vorher wohl nur selten aufgegeben hatte,
war der wissenschaftliche Ansichtsversand, der völlig individuell vorgenommen
wurde.134 Zu verschiedenen Zeiten, so auch in den dreißiger Jahren, konnte seine
Qualität im Kampf gegen die Konkurrenz entscheidend werden. Hingegen sind nie
Fälle bekanntgeworden, in denen sich die Firma unredlicher Methoden und Praktiken
bedient hätte, man verzichtete lieber.

Die Hoffnung, daß nach der Währungsstabilisierung eine dauerhafte neue Phase
des Aufstiegs einsetzen würde, hatte sich nicht erfüllt, trotz der qualitativen Fortschritte
.135 Carl Zimmer ließ 1931 seinen Sohn Karl Zimmer d. J. seine weiteren
Wanderpläne abbrechen, weil er sich von dem Jüngeren neue Initiativen versprach.
Karl Zimmer d. J. (geb. 1907) war nach dem Abitur im väterlichen Geschäft in der
Lehre, die er 1927 abschloß, sodann als Jungbuchhändler in Köln und Berlin (Sprin-

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