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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 280
(PDF, 45 MB)
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weitere Schwierigkeiten für seine Deutung. Angeblich soll es vom Jahre 1798 stammen
, wofür auch die Art und Weise der Darstellung sprechen. Das Kloster Marienau
ist aber bekanntlich im Frühjahr 1525 im Zusammenhang mit dem Bauernkrieg bis
auf den letzten Stein zerstört worden, so daß man bereits 100 Jahre später über seine
Lage keine genauen Vorstellungen mehr hatte und wohl auch kaum noch etwas über
sein Aussehen wußte.12 Wie alsbald zu erörtern sein wird, handelt es sich aber tatsächlich
um die Kirche eines weiblichen Konvents der Zisterzienser. Dies wird sich
aus dem Vergleich mit verwandten Anlagen ergeben.13 Hinzu kommt, daß die Darstellung
tatsächlich einen älteren Zustand wiedergeben könnte. Im Spätmittelalter und
insbesondere um 1500 war es nämlich keineswegs unüblich, etwa auf Altarbildern im
Hintergrund von Heiligenbildern und religiösen Szenen die Kirche oder das Kloster
abzubilden, für welche diese bestimmt waren. Als wohl bekanntestes derartiges Bild
sei der Flügel des Isenheimer Altars genannt, auf dem dieses Kloster von Grünewald
abgemalt worden ist. Auch bei Porträts war gleiches gebräuchlich.14 Weitere Einzelheiten
brauchen an dieser Stelle nicht genannt zu werden, denn es sind zahlreiche Belege
für das Angedeutete vorhanden. Vielmehr mag folgende Feststellung hier erlaubt
sein: Wenn es sich bei dem heute in Lichtental befindlichen Gemälde wirklich um
eine Abbildung des Klosters Marienau handeln sollte, so könnte dies darauf zurückzuführen
sein, daß um 1800 ein unbekannter Maler die Kirche des 1525 total zerstörten
Klosters aus einem älteren Bild herauskopiert hat, das heute verschollen ist.
Vielleicht hat er bei diesem Vorgang gewisse Aktualisierungen vorgenommen. Beispielsweise
trägt das Glockentürmchen über der Vierung des basilikalen Teils der
Kirche eine Zwiebelhaube. Diese könnte freilich um 1500 ebenfalls schon vorhanden
gewesen sein. Eindeutig barocke Züge weist dagegen das rechts von der Kirche sichtbare
Portal auf. Es müßte sich dabei also um eine Zufügung des unbekannten Künstlers
handeln.

Wenn hier zunächst die Behauptung gewagt wurde, es müsse sich bei der abgebildeten
Kirche um eine solche eines Zisterzienserinnenklosters handeln, so erfordert
dies nunmehr zum Beweis einen kurzen Blick auf die Ordensarchitektur und die dahinter
stehenden liturgischen Erfordernisse.15 Was zunächst den männlichen Zweig
des Ordens anbelangt, so war dieser bekanntlich bestrebt, sich in wenig besiedelten
ländlichen Gebieten niederzulassen und seine dort zu erbauenden Klöster und deren
Kirchen möglichst einfach und schlicht auszugestalten. Das mußte jedoch nicht bedeuten
, daß diese nach einem einheitlichen Schema errichtet wurden. Vielmehr stand
eine ganze Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung, worauf an dieser Stelle um so
weniger einzugehen ist, als dies bereits vielfach geschehen ist. Ein besonders auffälliger
Unterschied im Vergleich zu den älteren Benediktinern bestand darin, daß die Zisterzienser
prinzipiell auf die Errichtung von Türmen an ihren Klosterkirchen verzichteten
. Nur Dachreiter oder kleine Glockentürme waren erlaubt, weil dort die
Glocken für den Gottesdienst unterzubringen waren. Im Inneren der Mönchskirchen
war beim Gottesdienst und den Stundengebeten der Chor den Klosterangehörigen
vorbehalten (Abb. 2). Wegen des Umfangs der Konvente mußte oft auch ein Teil des
Schiffs für die Mönche einbezogen werden. Den Rest des Schiffes besetzten häufig
die ebenfalls recht zahlreichen Konversen. Beide Teile waren durch jeweilige Lettner
gegen die restliche Kirche abgeschlossen.16

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