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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 291
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0293
Die Caritas-Darstellungen auf eisernen Ofenplatten

von 1591 und 1651
im Augustiner-Museum in Freiburg i. Br.

Von

Willi Werth

Seit dem 12. Jahrhundert erscheint CARITAS, die christliche Liebe, an französischen
Kirchenportalen von Autun, Chartres, Paris und Amiens in den Tugendzyklen. Auch
das Südportal des Wormser Doms ist davon beeinflußt.1 Noch wechselt die Art des
Attributs. So zeigt Regensburg in der Allerheiligenkapelle nach älterem Vorbild eine
Frau, die einem Armen einen Mantel reicht, was an den heiligen Martin erinnert.

Schon früh finden wir die CARITAS unter den christlichen Kardinaltugenden. Seit
etwa 1300 wird das überzeugende Sinnbild ein Kind an ihrer Brust als Ausdruck mütterlicher
Fürsorge für Unmündige, Hilflose und Schwache.

Renaissance und Barock zeigen häufig eine von zwei oder mehreren Kindern umgebene
Frau, die sich verschiedentlich aus dem Kreis der Tugenden gelöst hat, wie bei
Lukas Cranach dem Alteren und Anton van Dyck.

Die Ofenplatte von 1591

Das Augustiner Museum besitzt eine reliefierte, gußeiserne Ofenplatte (Inv.
Nr. 1541), von Jahre 1591 (Abb. 1), erworben in Colmar. (H 90, Br. 70 cm). Hier ist
über einem ornamentalen Fries eine verzierte Tafel angebracht:
RECHT DUN IST EIN HOCH GEBOT / WELCHES VNS GAB VNSER HR
GOTT. Darüber befindet sich die erklärende bildliche Darstellung. Außen sind auf
einem geschmückten Kreisband die Namen aller dargestellten weiblichen Symbolfiguren
angebracht. Im Zentralmotiv erkennen wir in der Mitte JUSTITIA auf einem
Podium thronend. Sie hält die Waage in der Linken und schwingt das erhobene Richtschwert
in der Rechten. Die Binde über den Augen fehlt. Ihr Haupt schmückt eine
mittelalterliche Krone. Vor ihr sitzen in besonderer Anordnung eine Stufe tiefer PAX
und RES PUBLICA. Der Friede mit Palmzweig reicht rechts von ihr dem gegenüber
herrscherlich thronenden Staat die Hand. Zum Zeichen seiner Macht und Würde hält
dieser ein Szepter. Beide sind reich geschmückt und gekleidet. Die Versammlung ergänzen
rechts neben JUSTITIA eine CARITAS mit Kind und Zweig und links eine
PRUDENTIA, die Fürsicht, Weisheit, mit Schlange und Spiegel.

Diese Allegorie stellt den Anspruch in der Art eines „lebenden Bildes" dar, das
wir wie durch ein Guckloch als Theaterspektakulum betrachten. Dabei bleibt die Tra-

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