Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 293
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0295
(Rechttun) kann es in einem Staat keinen Frieden geben, doch CARITAS und PRU-
DENTIA sind dabei ebenso notwendig. PAX und CARITAS befinden sich auf der
vornehmen Seite der JUSTITIA. Die Darstellung auf der Ofenplatte von 1591 zeigt
manieristisch-barocke Züge. Die Figuren erscheinen plastisch dekorativ, theaterhaft-
antikisierend herausgeputzt. Zur Bekräftigung des Spruchs hat man vier der sieben
Kardinaltugenden bemüht.

Wahrscheinlich waren weitere Sinnsprüche in allegorischer Darstellung auf anderen
Platten des mächtigen Ofens angebracht, der einen wichtigen Raum gebührend
schmückte. Die Vorbilder für seine geschnitzten Model wären, wie vielfach üblich,
unter gängigen Holzschnitt- oder Kupferstichfolgen zu suchen.

Leider fanden sich in dem recht umfangreichen Werk von Bartsch3 bei den deutschen
graphischen Blättern des 16. Jahrhunderts keine annähernden Entsprechungen.
Doch ist hier F. Gysins Katalog der eisernen Ofenplatten im Historischen Museum
der Stadt Basel4 insofern aufschlußreich, als sich unter der Inventar Nr. 1889/119
eine entsprechende gußgleiche Platte zu der des Augustiner Museums findet. Sie
stammt aus dem Hause „zum Kardinal" Basel Freiestr. 36. Gysin notiert hierzu „unscharfer
Guß", was sich für die Freiburger Platte nicht sagen läßt. Jene könnte demnach
später gegossen worden sein, als das Holzmodel schon angewittert war. Vielleicht
kamen Feuer und Rost am Abguß noch hinzu. Das Basler Museum besitzt eine
zweite modelgleiche Abformung (Inventar Nr. 1901/255) von fast gleicher Größe,
82 x 63 cm. Hier wurde das Gußdatum auf 1620 geändert. Unten in den Ecken rechts
und links hat man je einen Buchstaben I und G eingefügt, vielleicht die Initialen des
Herstellers.

Man hat also nach 29 Jahren das gleiche Holzmodel, nur mit diesen kleinen Änderungen
, nochmals verwandt. Ein Zeichen, daß das Motiv immer noch beliebt, gängig
war. Hier könnte Gysins Angabe „mäßig scharf mit dem Alter des Models erklärt
werden. Welche Gußhütte die drei Platten anfertigte, muß offenbleiben. Neben Kan-
dern könnte eine Werkstatt im Elsaß vermutet werden.

Da die CARITAS in Abbildung 1 mit der von 1651 (Abb. 2/3) verglichen werden
soll, sei noch näher auf sie eingegangen. Ihr Gesicht wendet sie im Profil der JUSTITIA
zu. Ein besonderer Stirnreif schmückt den Kopf. Die ältere, kostbare Gewandschließe
hält den Umhang. Er umhüllt ein halbärmeliges Kleid in weiten Schwüngen.
Dabei wird das Standbein mit antiker Sandale vom Knie ab gezeigt. Mit der Rechten
hält sie ein Kind an sich, das nach ihrer Brust greift. Es scheint zu PAX zu blicken.
Bei diesem wiederholt sich in etwa der gleiche Gewandschwung. Weitere kompositioneile
Bezüge gehen über den linken Arm der CARITAS von dem Zweig in ihrer Hand
aus, der die Rechte der JUSTITIA und das Haupt von PAX zu berühren scheint. Auch
die Spitze des Palmzweiges schafft eine weitere Verbindung zu dieser mütterlichen
Tugend. Bei ihr wird nach antiker Tradition eine stehende Figur von vorn mit Betonung
von Stand- und Spielbein gezeigt.

Die CARITAS Ofenplatte von 1651

Zu dieser Ofenplatte von 1651 aus St. Georgen (Inv. Nr. K 3178) kam der Verfasser
dank der Freundlichkeit von Frau Dr. Schüly vom Augustiner Museum (Abb. 3). Ver-

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