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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 310
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0312
man dazu in Saarbrücken eine SA-Kapelle benötigte. Die Reichsbahn leistete ein Meisterstück
im Transport der Truppen. Am Nachmittag des 7. März war Karlsruhe mit
zwei Schützenbataillonen an der Reihe, und sehr ruhig ging es in Mannheim zu, als
dort eine Artillerie-Abteilung einzog.

Am Sonntag, dem 8. März 1936, ging es am südlichen Oberrhein weiter. Es begann
in den Morgenstunden in Lahr. Auch hier war es die Artillerie, die die Garnison bezog
. In den Mittagsstunden war es auch in Freiburg soweit, wo sich schon tags zuvor
die Menschen an den Straßen stauten, um den Einmarsch der Soldaten erleben zu
können. Für Freiburg war die Infanterie und Artillerie vorgesehen, und der Einzug
sollte bereits am Nachmittag des 7. März erfolgen. An dem Transportplan der Reichsbahn
und an den organisatorischen Vorbereitungen der Truppe kann es nicht gelegen
haben, daß in Freiburg einen Tag später als vorgesehen, die Wehrhoheit wieder hergestellt
wurde. Auch traf das I. Bataillon des Infantrie-Regimentes 75 planmäßig am
7. März um 12 Uhr in Offenburg ein, so daß auch die anderen Regimentseinheiten
und die Teile des Artillerie-Regimentes 5 am Nachmittag Freiburg hätten erreichen
können.

Die Gründe für die Verzögerung blieben lange im unklaren, und noch in jüngster
Zeit wurden über sie Spekulationen angestellt. Sie wurden schon 1936 angeheizt,
wußte die Mundpropaganda doch zu vermelden, daß die Truppen am Nachmittag des
7. März in Freiburg einmarschieren würden. Lautsprecherwagen der Schutzpolizei
mußten die Schaulustigen nach Hause schicken und auf den folgenden Tag vertrösten.
Mit der lapidaren Feststellung der NSDAP-Kreisleitung, man habe im Norden angefangen
, sei morgens in Lahr einmarschiert und da Freiburg südlicher läge, käme es
eben erst später an die Reihe, wollte man sich nicht zufrieden geben. Man ahnte anderes
und die Gerüchteküche gab so manch Halbgares von sich, das sich bis in unsere
Tage erhalten hat. Zwei Beispiele dazu: Die Truppen würden am Güterbahnhof nicht
ausgeladen, um im Falle einer französischen Intervention an den Brennpunkt des Geschehens
geworfen zu werden — und — die Zahl der Soldaten reiche nicht für einen
respektablen Einmarsch aus, so daß erst noch in der Nacht die Angehörigen der Landespolizei
in Freiburg umuniformiert werden mußten.

Nähere Nachforschungen im Militärarchiv und intensive Zeugenbefragungen ergaben
, daß an den Gerüchten etwas dran war. Auch im Falle „Wehrhoheit in Freiburg"
liegt die Wahrheit etwa in der Mitte. So konnte im Breisgau die Nachricht, im Inneren
Frankreichs gebe es keine beängstigenden Truppenbewegungen, durchaus nicht beruhigen
. Im grenznahen Bereich wurden sehr wohl erhebliche Umschichtungen vorgenommen
, und zwar auch im Elsaß und nicht nur im Gebiet der 5. französischen
Kavallerie-Division bei St. Avold. Uber das Geschehen jenseits des Rheines war man
durch die Befragung von Reisenden, Zöllnern und Bediensteten der Eisenbahnen
ziemlich genau informiert. Hinzu kamen die Ergebnisse der Funküberwachung, die
Auswertung von Rundflink- und Agenturmeldungen.

Am 7. März 1936 verfügte Frankreich für seine Soldaten eine Urlaubssperre, zwischen
Diedenhofen und Beifort kam es zu massiven Truppen Verschiebungen, und besonders
am 9. März kontrollierte die Garde mobile verstärkt die Grenze. Diese Maßnahmen
waren offensichtlich nur zur Täuschung der deutschen Führung getroffen
worden. Dem Generalstab des Heeres blieb nicht verborgen, daß die Tunnels und

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