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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 319
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0321
Insgesamt ist daraus eine Studie entstanden, die ihre enge Beziehung zum Museum in Rastatt
nicht verleugnet. Denn seit 1934, als das damalige Badische Armeemuseum von Major
Erich Blanckenhorn aufgebaut wurde, lauteten dort „didaktische Anlage" und „anschauliche
Lehrhaftigkeit" (S. 211) Parole und Losung. Sie bestimmen noch heute die Rastatter Arbeit,
nachdem die Entwicklung von der Erinnerungsstätte zum wissenschaftlichen Institut, vom alt-
badischen Walhall zum Ausstellungsort für die Geschichte des deutschen Wehrwesens geführt
hat. Ernst-Heinrich Schmidt schildert in einem Buchanhang die einzelnen Etappen dieses von
maßgeblicher — geldgebender — Seite nicht immer bereitwillig geförderten Prozesses (und
beleuchtet insofern nicht nur ein Stück Museumsgeschichte).

Im Hauptteil ist das Buch in sechs zeitlich konzipierte Kapitel gegliedert, denen sich noch
eine sachthematisch-diachrone Untersuchung über die badischen Blankwaffen anschließt.
Zeitlich folgen nach einem Vorspann über das badische Wehrwesen vor 1771 die zentralen Abschnitte
1771 - 1803, 1803- 1808, 1808- 1815, 1815- 1849 und 1850- 1870/71. Sie zerfallen
jeweils in einzelne Unterkapitel, die von verschiedenen Autoren verfaßt wurden. Innerhalb
eines Zeitabschnitts werden in der Regel zunächst die Rahmenbedingungen der jeweiligen badischen
Wehr Verfassung (von Sabina Hermes) geschildert, dann die Organisations- und folgend
die Kriegsgeschichte (von Joachim Niemeyer bzw. Siegfried Fiedler) skizziert, weiter
Uniformierung, Ausrüstung sowie Schußwaffen (von Ulrich Schiers bzw. Udo Lander) behandelt
, ferner Feldzeichen und Militärmusik (von Ernst-Heinrich Schmidt) diskutiert und
schließlich auch das Feldpost-, Festungs- und Ordenswesen vorgestellt (Reinhard Schabinger,
Christian Wilhelm von Prittwitz und Gaffron, Henning Volle). Bei der Zusammensetzung eines
Zeitkapitels aus so differenzierten Beiträgen ließen sich Wiederholungen in der Darstellung
leider nicht ausschalten. Das wirkt im Detail dann störend, wenn derselbe Sachverhalt
bei zwei Autoren in verschiedenen Versionen erscheint (vgl. S. 37/39).

Nach der Vereinigung der beiden Markgrafschaften Baden-Baden und Baden-Durlach zu einem
geschlossenen Staatsverband 1771 bzw. bei dessen weiterem Aufstieg zum Großherzogtum
(1803/1806) wurde die altbadische Militärgeschichte durch die Lage des Landes an der
Westgrenze des Reichs, oder anders: durch sein Verhältnis zu Frankreich geprägt. Der Aufbau
stehender Formationen nach 1771, mit denen sich die Souveränität der Markgrafen im gemischt
-konfessionellen Territorium nach innen und außen hinreichend stabilisieren ließ, folgte
offenkundig dem im 18. Jahrhundert bereits erfolgreichen preußischen Muster. Von der Kantonverfassung
bis zum blauen Rock wurde das Vorbild so vollständig kopiert, daß sich im badischen
Abbild sicher manche Einzelheiten des Militäralltags am Ende des Ancien Regime
besser erkennen lassen, als dies beim friederizianischen Heer nach den bekannten Quellenverlusten
der Fall sein kann.

Der preußische Trend dauerte auch nach 1802 bzw. der allmählichen Eingliederung Badens
in das napoleonische Bündnissystem an. Erst in den Jahren zwischen 1808 und 1813 wurden
die Eigenheiten des französischen Militärsystems den altbadischen Truppen übergestülpt. Für
die fremde Gloire haben Badener Landeskinder (wie die so vieler Rheinbundstaaten) dann bis
zum bitteren Ende gekämpft: in Spanien, an der Beresina und bei Leipzig. Im Wechsel der
politischen Konstellationen hielten sie sich unbeirrt nur an die gelb-rote „badische Straß" und
bewiesen so ein Soldatentum „sui generis" (S. 73).

In der politischen Situation des Vormärz geriet die Armee offenbar zwischen die Fronten,
die sich zwischen den spät-absolutistischen Landesherren und ihrer Bürokratie einerseits und
dem vom Liberalismus erfaßten Bürgertum andererseits eröffneten. So wurde das Militär etwa
von Großherzog Leopold weitgehend vernachlässigt, während es die liberalen Parlamentarier
als Werkzeug des Despotismus eifrig bekämpften. Ebensowenig Rückhalt für ein militärisches
Selbstbewußtsein konnten die Offiziere im Rahmen der Heeresorganisation des Deutschen
Bundes finden, dessen penibel-partikularistische Struktur es z. B. gestattete, daß einunddas-

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