Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 335
(PDF, 45 MB)
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des französischen Hochadels, der den barocken Lebensstil des Ancien regime geradezu plakativ
verkörperte. Er büßte durch die Revolution nicht nur seine weltliche Macht, sondern auch
sein geistliches Amt ein, erst links des Rheins und schließlich auch gegenüber, wo ihm die
Ämter Ettenheim und Oberkirch verblieben waren, bis sie 1802/03 durch den Markgrafen von
Baden in Besitz genommen wurden. Beschrieben wird die ganze Biographie des Kardinals,
worin die sogenannte Halsbandaffäre der 80er Jahre eine Rolle spielt: Rohan war durch eine
Betrügerin aus dem Umfeld des Versailler Hofs an Geld und Ansehen geschädigt worden. Das
Hauptgewicht der Arbeit liegt aber auf den Jahren der Emigration von 1790 bis 1803, die Rohan
in Ettenheim zugebracht hat, dreimal durch Flucht vor den Revolutionsheeren unterbrochen
. Bezüglich dieser Zeit hat Sieger reiches Quellenmaterial bearbeitet aus staatlichen und
städtischen Archiven in Baden und im Elsaß, aber auch aus kirchlichen wie dem Erzbischöflichen
Archiv in Freiburg und den Pfarrarchiven von Ettenheim und Ettenheimmünster.

So entsteht nicht nur ein Bild von Rohans politischem Handeln, sondern auch von seinem
Verständnis des geistlichen Amtes, dem er mit zunehmendem Alter mehr Bedacht schenkte.
Sieger stellt fest, daß sich Rohan in der Liturgie besser auskannte als in der Dogmatik, daß
er Wallfahrten liebte und die Ideen der Aufklärung ablehnte. Wertvoll sind auch seine Aussagen
über die elsässischen Geistlichen: in großer Zahl verweigerten sie den Eid auf die französische
Verfassung, viele folgten Rohan in die Emigration, so daß sich in Ettenheim zeitenweise
über hundert Priester aufhielten. Umgekehrt bemühten sich badische Geistliche, die der neuen
Zeit zugetan waren, um Pfarrstellen im Elsaß. — Sieger schreibt auch über die Emigrantenkolonie
und die Armee unter Vicomte Mimbeau, die sich in Rohans Restterritorium ansammelte,
ausführlich auch über das Zusammenleben mit der örtlichen Bevölkerung. Die Arbeit, die auf
eine theologische Dissertation (Freiburg bei Professor Remigius Bäumer) zurückgeht, ist informativ
und liest sich angenehnm. Sie bietet in den Anmerkungen lohnende Zitate aus den
Quellen, worunter ein zeitgenössisches Tagebuch als besonders ergiebig auffällt. Der Text ist
nicht ganz frei von Druckfehlern. Ein Mißverhältnis besteht zwischen der anspruchsvollen
äußeren Aufmachung und den reproduzierten Schreibmaschinenseiten im Innern.

Renate Liessem-Breinlinger

Arbeiterleben in einer Randregion. Die allmähliche Entstehung der Arbeiterbewegung in
einer rasch wachsenden Industriestadt. Singen a. H. 1895— 1933. Hrsg. von Gert Zang
(= Beiträge zur Singener Geschichte Bd. 10. Hrsg. im Auftrag der Stadt Singen von Alfred
Georg Frei). Verlag des Südkurier, Konstanz 1987. 304 S., 78 Abbildungen und Schautafeln,
geb.

Das Buch ging aus einer längeren Zusammenarbeit zwischen dem Projekt „Regionale Sozialgeschichte
/ Mündliche Geschichte" an der Universität Konstanz und der IG Metall Singen
hervor und diente zugleich der Vorbereitung einer entsprechenden Ausstellung im Rahmen der
1200-Jahr-Feier der Stadt Singen. Die Konstanzer Gruppe, der die Regional- und Alltagsgeschichte
zahlreiche fruchtbare Anregungen verdankt, hatte damit — unterstützt durch ihren
ehemaligen Mitarbeiter, den Singener Kulturamtsleiter Alfred Georg Frei — Gelegenheit, ihre
Vorstellungen in die Praxis umzusetzen.

In elf Kapiteln behandeln Sybille Leipold-Maier, Margarete Lorinser, Detlef Stender und
Gert Zang das Leben der Arbeiter im Zusammenhang mit der Geschichte der Singener Industrie
, namentlich der Maggi-Werke, der Georg Fischer AG und der Aluminium-Walzwerke sowie
mit der Geschichte der Arbeiterbewegung vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn
des „Dritten Reiches". Überregionale Bedeutung hat ihre Untersuchung, weil hier ein beson-

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