Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 337
(PDF, 45 MB)
Bibliographische Information
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0339
Resonanz, die SPD verlegte sich auf ein Abwarten, bis ein Handeln nicht mehr möglich war,
die bürgerlichen Parteien und die Stadtverwaltung leisteten der örtlichen „Machtübernahme"
kaum Widerstand.

Dieser Prozeß wird allerdings nicht so recht plastisch. Vor allem erfahren wir nicht, in welchem
Verhältnis lokale und überörtliche Faktoren zueinander standen — ein Problem, das häufiger
in dem Buch auftaucht. Dabei verhieß der Auftakt — ein fiktives Gespräch mit August
Bebel und dann ein Bericht über seine Rede auf dem Hohentwiel im Zusammenhang mit einem
sozialdemokratischen Volksfest 1895 —, daß die Autoren die Gelegenheit nutzen würden,
Verbindungslinien zur allgemeinen Geschichte zu ziehen. Um so mehr ist zu hoffen, daß nun
im Vergleich mit weiteren Lokal- und Regional Studien diese Bezüge hergestellt werden.

Ein besonderer Vorzug des Buches ist die Einbettung der „mündlichen Geschichte" in die
Darstellung. Gerade die zwanziger und beginnenden dreißiger Jahre werden dadurch lebendig.
Die Schilderung von sozialen und ökonomischen Entwicklungen, von Ereignissen, politischen
Verhältnissen oder Organisationsgeschichten gewinnt an Aussagekraft. Die Analyse bleibt
nicht abstrakt. Deshalb ist es bedauerlich, daß für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg nichts
Vergleichbares zur Verfügung steht. Wir lesen viel über die Expansion der Fabriken, über die
Organisationen der Arbeiterbewegung und über städtische Politik, aber der Einblick in das Leben
der Arbeiter fehlt in diesen Kapiteln weitgehend. Hier wäre zu überlegen, wie man die
„mündliche Geschichte" ersetzen könnte, um doch die subjektive Seite des Geschichtsprozesses
möglichst dicht einzubeziehen.

Insgesamt liegt mit diesem Buch jedoch ein Werk vor, das Schule machen sollte: eine —
über weite Teile spannend zu lesende — Regionalgeschichte, die vom Leben des Einzelnen
ausgeht und es in die sozialen, ökonomischen, kulturellen und politischen Zusammenhänge
stellt. Sie eröffnet Zugänge zur Geschichte, die sie anschaulich und nachvollziehbar machen
und neue, anders kaum mögliche Einsichten verschaffen. Heiko Haumann

Alemannenbuch. Herausgegeben von Hermann Hesse. Faksimile-Ausgabe mit einem Nachwort
von Volker Michels. Waldkircher Verlag, 1986. 146 Seiten.

Hermann Hesse, halb schwäbischer, halb baltischer Abkunft und mit der Schweiz sehr verbunden
, brachte kurz nach dem Ersten Weltkrieg ein Alemannenbuch heraus: einen Sammelband,
worin er zeitgenössische Literaten aus dem alemannischen Kulturkreis zu Wort kommen ließ.
Durch seine Idee und sein Konzept appellierte er an ein Zusammengehörigkeitsgefühl über
Grenzen hinweg, nicht im politischen, sondern in einem kulturell-elitären Sinn.

Der Waldkircher Verlag hat dieses Buch neu herausgebracht in der gleichen anspruchsvollen
Aufmachung wie der Schweizer Seldwyla-Verlag seinerzeit: brillantes Schriftbild in Fraktur,
illustriert mit Holzschnitten, die zum Teil von Ernst Würtenberger stammen, auf kostbarem
Werkdruckpapier. Das Buch enthält Erzählungen, Gedichte, Aufsätze, Erinnerungen, Schilderungen
; um derlei Beiträge hatte Hermann Hesse bekannte und weniger bekannte Schriftstellerkollegen
damals gebeten: Ludwig Finckh, Rene Schickele, Otto Flake, Wilhelm Schüssen,
Hans Reinhart, Walter Schädelin und Elisabeth Rupp, um etwa die Häflte der Autoren zu
nennen.

Viele der Beiträge, die Gedichte vorweg, atmen jenes schicksalsschwangere Lebensgefühl
der Zeit, als der Versailler Vertrag entstand, das uns heute zum Teil exaltiert und übersteigert
vorkommt. Es gilt deswegen bei der Lektüre nicht nur Literatur, sondern auch Geschichte zu
verstehen. Ob es sich gelohnt hat, das Buch neu herauszubringen? Man kann die Frage bejahen
. Wer zuerst das fundierte Nachwort von Volker Michels liest, der über die Entstehungsgeschichte
recherchiert hat, wird Gewinn ziehen aus der Beschäftigung mit dem Buch.

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