Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 24
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0026
Bugniets Bericht diente als Grundlage für eine zweite Chronik, die vom gleichfalls
durch Herzog Albrecht abgesetzten Stadtschreiber Jacques Cudrefin geschrieben
wurde.5 Dieser stützt sich inhaltlich völlig auf Bugniet, bringt aber Einfügungen
und Ergänzungen, die die Person Herzog Albrechts im ungünstigsten Licht erscheinen
lassen. Auffallend ist, daß Bugniet trotz der schlechten Behandlung, die er erfahren
hatte, weiterhin von Herzog Albrecht in sehr respektvoller Weise als „la gräce
de mon tres-chier et tres-redoute Seigneur le Duck Albrecht, Duck dAutriche"
spricht, dagegen Cudrefin öfter den Herzog nur als „Monseigneur le Tyran" bezeichnet
und von ihm geradezu das Negativbild eines guten Fürsten entwirft:

„Par lesquelles belles oeuvres cy-devant contenues ung chacun ayant sens & enten-
dement de rayson peult facillement considerer l'ameur, grace & benivolence que
ledict Monseigneur le Tyran portoit ä une desolee ville de Frybourg en Uechtland
specialement les desraisons qu'il leur faisoit, laquelle chose Dieu le tout puyssant &
conservateur des bons, fideles & justes, ne peult permeetre (!), ains ä la longe Dieu,
par sa misericorde & infinie bonte, tout rabillee, & leur grande malice degecte &
depose, que est cause que les grands Princes cruels tombent au courroux de Dieu
notre Saulveur, & par leurs injustes causes, perdent leur grand renom & biens com-
ment par le passe & du present, en avons veus & voyons l'experience par le faict &
permission divine" (S. LXXVII).

Die Stadt Freiburg i. U., an der Grenze zwischen deutschem und französischem
Sprachbereich gelegen und seit 1277 in habsburgischem Besitz, war nach dem Zürichkrieg
in die schwerste Krise ihrer Geschichte geraten.6 Nach dem Verlust der
habsburgischen Stammlande in der Schweiz war sie zu einem isolierten Außenposten
geworden, der von Bern und Savoyen bedrängt wurde. Durch Krieg und Blockaden
war die städtische Wirtschaft empfindlich gestört, und nach dem verlorenen Savoyer-
krieg 1448 führten die drückenden Zahlungsverpflichtungen zu akuter Finanznot. Da
die Stadt von ihrer Herrschaft kaum Hilfe erwarten konnte, versuchte die führende
Ratsschicht vorsichtig eine Annäherung an Savoyen und die Eidgenossen. Die Lage
spitzte sich empfindlich zu, als sich auch noch die Bauern der Landschaft gegen die
steigende Abgabenlast an die städtischen Grundherren erhoben und ein Bündnis mit
den unteren Schichten der Stadtbevölkerung eingingen. Um das Maß voll zu machen,
gab es auch innerhalb der Führungsschicht schwere Auseinandersetzungen, die die
bestehenden Konflikte verstärkten, weil die Kontrahenten Rückhalt bei Freiburgs
Feinden suchten.

Der junge Albrecht VI. von Österreich, der um Hilfe angerufen war, traf mit großem
Gefolge am 4. August 1449 in Freiburg i. Ü. ein, wo er bis zum 4. November
blieb. Bugniet schildert ausführlich des Herzogs Einzug und die damit verbundenen
Festlichkeiten. Doch hatte er nun über die Klagen der Bauern gegen ihre Zinsherren
eine Entscheidung zu fällen. Nach Anhörung der Parteien und langer Beratung verkündete
der Herzog im Landbrief vom 16. Oktober sein Urteil. Als dieses am
22. Oktober den Bürgern und Bauern bekanntgegeben wurde, setzte er gleichzeitig
den Rat ab und ließ ihn gefangennehmen. Zwar wurden die Räte bereits am
31. Oktober wieder freigelassen, doch sechs Ratsmitglieder, der ehemalige Schultheiß
Wilhelm Velga, Jacob de Praroman, Peterman d'Englisberg, Rou de Wippens, Jean
Gambach und Nicod Bugniet, der Chronist,7 mußten sich als Geiseln in Freiburg

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