Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 74
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0076
„Sidtmaln ouch ir geistlich stand ervordert das si in reinikeit leben, so wellen min
g. herren ouch verboten haben, das khein priester einiche byligerin haben solle. So
aber sach, das einer sin sünd und stand darin nit ansechen noch betrachten und einer
byligerin nit wellte emperen, soll er dieselbe offenlich weder uff der gassen noch am
fenster sechen, noch uff einich hochzytt, jarzytt, vigillen oder andere gastmeler gan
und wandlen lassen, sye ze statt oder land. So er aber sollichs uberseche, soll yedes
mal der fabrick zu S. Niclausen dry pfund buss verfallen sin, one gnad, durch den
kilchmeyer inzebringen. Dem aber einich khind geben wurde, der soll, so oft es geschieht
, 10 Pf. dem cler und der fabrick erlegen ouch one nachlass."21

In diesen Verordnungen ist mehr die Furcht vor der öffentlichen Meinung als echter
Reformwille spürbar. Dabei soll nicht verschwiegen werden, daß die Bußgelder eine
beträchtliche Einnahmequelle des Episkopats darstellten und das Konkubinenwesen
auch aus diesem Grunde toleriert wurde.22 Dennoch war man in den katholischen
Orten darauf bedacht, auch aus der Fremde, wie Glarean geraten hatte, tüchtige Prie-
ster und Lehrer zu bekommen und nahm dazu Glareans Hilfe in Anspruch. Uber
einige der von Glarean nach Freiburg i. U. vermittelten Persönlichkeiten soll im folgenden
berichtet werden.

Simon Schibenhart stammte aus Augsburg. Er wurde zum Wintersemester 1533/34
in Freiburg i. Br. immatrikuliert und war 1541/42 und 1544/45 Dekan der Artistenfakultät
gewesen.23 Zeitweise muß er auch als Stadtprediger tätig gewesen sein.24 Im
Jahre 1545 wurde er als Nachfolger des Stadtpredigers Mylen nach Freiburg i. U. berufen
. Gleichzeitig wurde er Chorherr von St. Nikiaus.25 Ganz im Sinne der Vorstellungen
Glareans sorgte Schibenhart durch die Einrichtung einer aus eigenen Mitteln
finanzierten Stiftung für die Ausbildung ärmerer junger Leute zum Priester. Auf
der Badener Tagsatzung vom 7. Mai 1548 erklärte der Freiburgische Abgeordnete,
Freiburg habe einen gelehrten Priester und Prediger, der in seinem Pensionate die
Schüler wohl unterrichte und sie kein Wort deutsch reden lasse.26 Hiermit war wohl
Schibenhart gemeint.

Im Jahre 1554 hatte Schibenhart Urlaub zu Studienzwecken erhalten. Zu seiner
Reise nach Freiburg i. Br. und Augsburg gewährte ihm der Rat eine Zuwendung von
27 Pfund.27 Am 13. Juni 1554 erwarb er sich in Freiburg i. Br. den Doktorgrad der
Theologie. Unterdessen schien er in Freiburg i. U. Schwierigkeiten bekommen zu
haben:

„Herr Simon, der ist der probsty erlassen von wegen vil und mancherley Sachen
und sonderlich das ettlich der priester gesagt, wo er nit hinweg khöm, wollen sy
wychen, und sol man ein andren probst usgan."28

Nach seiner Entlassung kehrte Schibenhart nach Augsburg zurück. Mehrfach, je-
doch vergeblich, versuchte der Rat, ihn zur Rückkehr nach Freiburg i. U. zu bewegen
. Seine Stelle als Propst wurde zunächst nicht wieder besetzt. Schibenhart blieb
als Prediger in Augsburg, nicht wie bisher angenommen29 als Domprediger, obwohl
er auch zeitweise zu dieser Tätigkeit herangezogen wurde, sondern als Prediger am
Chorherrnstift St. Moritz.30 Wie die Protokolle des Domkapitels zeigen, geriet er
durch sein Vorgehen gegen die Reformierten auch hier in Schwierigkeiten. Obwohl
Schibenhart in Augsburg blieb, ließ er den Kontakt zu Freiburg i. U. und auch zu
Freiburg i. Br. nicht abreißen. So schenkte er der Freiburger Universität im Februar

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