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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 102
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0104
Kaufmannsfamilie Nikolaus Barxell befand sich nun eine Maria Anna, für welche
man aller Wahrscheinlichkeit nach 1775 mit der Aufzeichnung von Rezepten begonnen
hatte. Hatte sich doch nach einem Schriftvergleich (s.u.) herausgestellt, daß
Maria Anna das Kochbuch nicht selbst geschrieben haben kann und es demnach
wirklich für sie angelegt worden ist.

Die Jahreszahl 1775 kristallisierte sich aufgrund des Familienstammbaums heraus,
untermauert durch das Wasserzeichen der Traube mit Posthorn von 1770. Ein drittes
Indiz ist meines Erachtens in den noch ungewöhnlichen und neuen Zutaten und Speisen
zu sehen, die besser zu 1775 als zu 1715 passen würden, wie ich bereits angedeutet
habe. Vor allem beim Speiseeis25 läßt sich dies erkennen, denn das Gefrorene wird
beispielsweise 1716 in Marpergers „Küch- und Kellerdictionarium" nicht erwähnt,
und selbst um „1760 war es in Frankfurter Patrizierhäusern noch unbekannt." Erst
um 1800 scheint es allgemein so verbreitet gewesen zu sein, daß es in den gehobenen
Kreisen als Nachtisch gereicht wurde.26 Zwischen 1760 und 1800 hat sich das
Speiseeis demnach eingebürgert, so daß an der Datierung des Kochbuchs mit '1775'
kein Zweifel mehr bestehen dürfte.

Da Maria Anna zu Beginn der Eintragungen 22 Jahre alt war, kann das Kochbuch
über mehrere Jahrzehnte geführt worden sein. Ihre ältere Schwester Anna Maria war
bereits seit fünf Jahren verheiratet, stand also längst ihrem eigenen Haushalt vor. Sie
wäre nun an der Reihe gewesen zu heiraten, aber sie blieb zuhause, und man legte
sogar ein Kochbuch für sie an. Unbekannt ist allerdings, wer das Buch für sie angelegt
und ihr gewidmet hat.

Ein Heiratsgesuch

Hatte ich ursprünglich angenommen, daß Maria Anna die Rezepte selbst niedergeschrieben
hat, so wurde ich im Verlauf der umfangreichen Suche eines Besseren belehrt
. Fand sich doch das Heiratsgesuch eines Joseph Hauser,27 der sich mit Maria
Anna Barxlin verheiraten wollte, und deshalb beim Magistrat am 19. April 1793 um
die Genehmigung bat. Zur Bekräftigung dieses Wunsches unterschrieben auch die
Mutter Maria Barbara und ihre Tochter eigenhändig das Gesuch.

Diesem glücklichen Umstand verdanken wir die nachstehenden Schriftzüge von
Maria Anna Barxlin und deren Mutter, die allerdings für einen fundierten Schriftvergleich
mit den Handschriften des Kochbuchs nicht ausreichen. Es finden sich zwar
die von Maria Anna verwendeten Großbuchstaben „M" und „B",28 aber sie können
mit Sicherheit nur zeigen, daß aufgrund der sehr prägnanten Schrift der größte Teil
der Rezepte von einer anderen Person geschrieben worden sein muß. Da es m. E.
auch nicht die Mutter gewesen sein kann, wird wohl eine Verwandte die Mehrzahl
der Rezepte notiert haben. Aufgrund der nicht ausreichenden Schriftproben möchte
ich jedenfalls keine Zuweisung von Rezepten zur Schrift der Mutter oder der Tochter
wagen.

Maria Anna muß schon in jungen Jahren eine Persönlichkeit gewesen sein, denn
wir finden sie häufig als Patin im Taufbuch von St. Stephan.29 Sicher zum Leidwesen
ihrer Eltern scheint sie in der Jugend nicht den passenden Ehemann gefunden zu
haben, denn sie heiratete erst im reifen Alter von 40 Jahren Joseph Hauser, dessen

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