Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 113
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0115
Faustin Ens schildert seinen Entschluß, das Kloster zu verlassen und das Studium
an der Universität Freiburg aufzunehmen, in seiner autobiographischen Notiz mit
knappen Worten. Dort berichtet er von sich: Während seines Noviziats in St. Peter
„erhielt er Unterricht in der reinen Mathematik und Logik von P. Clemens Rößler.
Dieser edle, philosophische Mann, ein verborgener Demant, der nur sich selber
leuchtete, ließ seine Schüler den Kern der Wissenschaften kosten und erregte dadurch
in ihnen einen Heißhunger nach denselben. Aber mitten im eifrigsten Studieren benahm
ihm der in seinem Kopfe aufgegangene Gedanke ,Was frommt Dir, eingeschlossen
in vier Mauern, alles Wissen4 die Lust zum Klosterleben; er verließ den Orden,
setzte das Studium der Philosophie auf der Hochschule zu Freyburg fort, wo er das
Glück hatte, Sauter, Rotteck und Jakobi zu Lehrern und letztere zwei auch zu seinen
Freunden zu haben. Darauf hörte er die Rechte unter Petzels, Mertens, Ruf, usw.".9
Nach dem Abschluß seiner Studien an der Universität — über die Zeit in Freiburg
ist sonst wenig zu ermitteln — stand Ens wie jeder Student vor der Frage, was nun?
So wie die Verhältnisse im Elternhaus waren, mußte er darauf bedacht sein, dem
Vater nicht weiter auf der Tasche zu liegen. Daß der Vater mit jedem Kreuzer rechnen
mußte und gerechnet hat, sieht man daran, daß er im „Familienbuch" über jeden
Kreuzer peinlich Buch geführt hat.10 Er war in der Kirche und Gemeinde so etwas
wie Mädchen für alles und teilte insofern das harte Los manches Schulmeisters von
damals. Neben dem Unterricht in der Dorfschule hatte er den Organistendienst in der
Pfarrei zu besorgen. Da hatte er Einnahmen aus den gestifteten und den von Fall zu
Fall bestellten Anniversarien (Jahrtagsmessen), für die gestifteten jährlich 16 Gulden,
5 Kreuzer, für jede bestellte 10 Kreuzer. Für den Unterricht in der Schule hatte er
für jedes Kind 30 Kreuzer jährlich zu beanspruchen. Neben dem kirchlichen Dienst
hatte er auf dem Rathaus, „der Stube", wie es damals hieß, die anfallenden Schreibarbeiten
, das, was später dem Ratschreiber oblag, zu erledigen. Schließlich hatte er
täglich auf der Stube die Uhr aufzuziehen, wofür er jeweils einen Kreuzer bekam.
Glücklicherweise hatte er auch Anteil am Zehnten, und dies war seine Haupteinnahme
, nämlich der Ertrag aus den Zehntreben im Gewann „Trotte". Nach seinen
Aufzeichnungen im Familienbuch erntete er in diesen Reben zwischen 1800 und 1813
durchschnittlich 15 Ohm im Jahr. Außer den Zehntreben hatten die Eltern aber auch
noch eigene Reb- und Wiesengrundstücke. Beide Elternteile waren ja aus Rothweil
und brachten diese eigenen Grundstücke vermutlich schon mit in die Ehe. Sie betrieben
auf diesen Grundstücken eine eigene Landwirtschaft mit zwei Kühen im Stall.
Diese Kühe wurden der Mutter Ens sogar zum Verhängnis. Als die Mutter eines
Tages die Kühe im Hof zur Tränke führte, wurde sie von diesen bei der Rückkehr
in den Stall umgerannt. An den dabei erlittenen Verletzungen ist sie wenige Wochen
später, wie der Vater seinem Sohn am 25. August 1808 nach Troppau berichtete11,
gestorben. Kein Wunder, daß der Tagesablauf der Eltern weniger vom Schul- und
Organistendienst des Vaters, als von ihrer Landwirtschaft bestimmt wurde. Kaum ein
Brief an den Sohn in Troppau, in dem der Vater von etwas anderem als vom Stand
der Reben und der Früchte berichtet hat. Sogar in dem erwähnten Brief mit der Nachricht
vom Tod der Mutter berichtet er nach dieser traurigen Mitteilung davon, daß
man im Breisgau einen „großen Herbst" erwarte und daß alle „Äpfel- und Birnbäume
so voll" seien, „daß die Äste brechen möchten". Er beendete den Brief: „Sey auch

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