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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 114
(PDF, 38 MB)
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sparsam mit dem Geld, damit du mit der Zeit Kapitalien anlegen kannst ..." Und
diese Ermahnung hat der Sohn, wie wir noch sehen werden, zeitlebens auch beherzigt
.

Von zu Hause konnte Ens nach seinem Studium demnach keine große finanzielle
Hilfe erwarten. In seinen Überlegungen, wie er zu einer angemessenen Anstellung
kommen könne, knüpfte er nun nicht an sein Universitätsstudium, sondern an die
Fächer an, in denen er im Kloster Unterricht erhalten hatte. Dies lag auf der Hand,
denn es schwebte ihm bei seinem Entschluß, nach Osterreich zu gehen, bereits eine
Anstellung als Haus- oder Musiklehrer vor. Es waren keine politischen, sondern

• • • •

praktische Überlegungen, die ihn an Osterreich als Stätte seines künftigen Wirkens
denken ließen. „Nach vollendetem Studium der Rechte", schreibt Ens über sich,
„wurde sein bisher österreichisch gewesenes Vaterland dem Großherzogtum Baden
einverleibt. Nach österreichischem Lehrplan nur unterrichtet, glaubte er im Osterreichischen
eher eine Anstellung zu erlangen und begab sich im Jahr 1807 ... nach
Wien." 12 Von der Heimat mit 25 Jahren Abschied zu nehmen, war gewiß schmerz-
lieh. Aber sonst dürfte ihm der Weg nach Osterreich nicht schwer gefallen sein, war
man doch zu Hause wie allgemein im katholischen Breisgau tief betroffen über den
Herrschaftswechsel von Osterreich zu Baden. Noch im Jahre 1814 schreibt der Vater
an den Sohn in Troppau, er habe 1813 an unterschiedlichen Steuern schon 110 Gulden,
35 Kreuzer bezahlt, dazu habe er Früchte, Heu, Stroh und Brot abgeben müssen,
doch „das thäten wir noch gerne ertragen, wenn nur Gott Gnad gebe, daß wir wieder
unter den Cepter Oesterreichs kommen möchten." 13 Im übrigen hat Ens große Hoffnungen
auf die Versprechungen gesetzt, die ihm der damalige Grundherr in der Herrschaft
Burkheim — übrigens der letzte —, der Freiherr Egid Joseph Karl von Fahnenberg
, gemacht hatte. Dieser war österreichischer Direktorialgesandter am Reichstag
zu Regensburg. Seine Familie hatte ihren Stammsitz in Rothweil, wo sie 1805 ihr
neues Schlößlein erbaut hatte (das heutige Rathaus in Oberrotweil). Die vier Söhne
des Freiherrn waren mit Faustin etwa gleichaltrig; sie verkehrten mit ihm, wie es
Buben nun einmal tun, wenn ihre Familie am Kaiserstuhl weilte. Fahnenberg hatte
im Osterreichischen gute Verbindungen. Doch Ens wurde in seinen Hoffnungen zunächst
einmal enttäuscht. Seine Reise nach Wien im September 1807 hat er in Regensburg
unterbrochen und den Herrn von Fahnenberg dort aufgesucht. Dazu notierte er
in seinem Tagebuch14:

„Hier hoffte ich auf eine Entscheidung meines Schicksals. Doch vergebens. Herr
von Fahnenberg, der mir soviel versprochen hatte, empfing mich nicht mit der erwarteten
Wärme, gab mir jedoch ein Empfehlungsschreiben nach Wien mit und er sowohl
als seine gar liebenswürdige Frau schienen doch zu bedauern, daß sie mir nichts
Sicheres versprechen konnten. Ich sang ein wenig in ihrem Haus zur Gitarre und
empfahl mich sogleich." Dieses Empfehlungsschreiben war jedoch nicht umsonst.
Der Herr, an den es gerichtet war, der Sekretär des Fürsten von Thum und Taxis,
ein Herr Bohmann, fragte den jungen Ens, was er für ihn tun könne. Ens sagte, er
denke an eine Stelle als Erzieher oder als Lehrer für Musik- und Gesangsunterricht.
Er spiele auch Clavecin und Gitarre. Zufallig hatte Bohmann von einer freien Hauslehrerstelle
in Troppau in Schlesien gehört, und Ens machte diese Stelle auch in Troppau
ausfindig. So kam er in den entlegensten Winkel ganz im Nordosten der damali-

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