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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 124
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0126
Gewiß hat der gesellige Umgang im Kreis adliger Familien Ens viel bedeutet. Doch
dürfen diese und andere Verbindungen nicht darüber hinwegtäuschen, daß er zeit
seines Lebens die stille Arbeit in seiner Gelehrtenstube über seinen Büchern bevorzugt
hat. Und wenn er in seinem Tagebuch auf die Nachmittage „bey einem Pfeifchen
Tabak und einer Schale schwarzen Kaffee", auf die Lektüre seiner „Lieblingsdichter
Jacobi, Geliert und Klopstock" zu sprechen kommt, schwimmt er in
Glückseligkeit. „Harmonisch dazu" — fahrt er fort — „stimmt noch die Stille meiner
Wohnung, durch nichts unterbrochen, als durch den Pendelschlag meiner Schwarzwälder
Uhr, deren gleicher Takt meine Empfindungen in geregeltem Zeitmaß erhält
und fortführt ..."39

Nicht ohne Grund schrieb Bergmann in seinem Nachruf: ,>Er starb im Ruf eines
stillen und anspruchslosen Ehrenmannes".40 Und nicht von ungefähr sah Ens in Michel
E. Montaigne (1533—1592), dem französischen Philosophen, einen Geistesverwandten
. Von diesem stammt der Satz: „Toute la gloire que je pretends de ma vie,
c'est de Favoir vecu tranquille, der einzige Ruhm, den ich für mein Leben beanspruche
, ist, dieses in Ruhe gelebt zu haben." Ens notierte am 22. April 1822: „Da ich
nicht genug Größe der Seele besitze, um das Glück nur in mir allein zu suchen, gehe
ich den Mittelweg. Ich suche Geistesgenüsse in den Wissenschaften, halte mich aber
auch an die Genüsse des Lebens, und seit zwei Jahren auch an die Liebe. Nach Unsterblichkeit
ringe ich nicht mehr, denn dazu besitze ich nicht Geistesfähigkeit genug.
Ringe aber desto mehr nach Seelenruhe. Ruhm aber und Ruhe, sagt mein Lieblingsschriftsteller
Montaigne — meine tägliche Abendlektüre —, sind Gäste, die man nicht
unter einem Dach beherbergen könne. Fast möchte ich mir zum Grundsatz machen:
Genieße, dann aber edle Genüsse, und arbeite, damit andere durch dich auch genießen
können."41

Neben dem Wissenschaftlichen und Künstlerischen hat sich Ens aber auch stets etwas
Bäuerliches bewahrt: Er betätigte sich als Landmann. Er nutzte seinen großen
Obst- und Grasgarten so, wie er es von Haus aus gekannt hat. Stolz berichtet er im
Herbst 1851 seinem Freund von Wessenberg, er habe im vergangenen Sommer „100
Ctr. Heu und Öhmd" gemacht, der Zentner koste 2 Gulden, außerdem habe er viel
Obst geerntet, von den Birnen eines einzigen Baumes habe er zwanzig Gulden erlöst
.42 Im Nachlaßverzeichnis sind neben dem Hausrat eine Anzahl Hühner und
zahlreiche landwirtschaftliche Gerätschaften aufgeführt: Fässer, Leitern, Gabeln, Rechen
, sogar eine Obstpresse. Freilich wird ein gut Teil der im Garten anfallenden Arbeit
von seiner Haushälterin, der Maria-Ursula Stöckle aus Weiterdingen bei Singen
besorgt worden sein. In seinem Testament hat Ens sie nicht vergessen.

Ens starb am 5. März 1858 in Bregenz, nicht ohne einen Kummer mit ins Grab zu
nehmen: Die beabsichtigte Drucklegung seiner „Geschichte von Bregenz" hatte Ens
nicht mehr realisieren können. Zwar hatte er schon 1856 einen Teil der Arbeit der
„Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien zur Beurteilung vorgelegt", wie er
im Dezember 1856 dem Freund Wessenberg in Konstanz mitteilte.43 Den zweiten
Teil wollte er folgen lassen, wenn die Beurteilung so ausfiele, wie er es wünschte.
Indessen lehnte die Akademie die Annahme der Arbeit ab: „Das von Ihnen, geehrter
Herr Professor, der K. Akademie der Wiss. eingereichte Werk ... ist von der phil.
u. hist. Classe derselben einer reichlichen Prüfung unterzogen worden, um zu be-

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